Zehnter Auftritt.

[98] Sultan und Vorige.


SULTAN.

Was für ein Zeterschrei dringt jezt in meine Ohren!

Ha, was erblikk' ich hier, weh mir, ich bin verloren,

Das Mädel röchelt nur, das Weib bedekket Blut

O großer Mahomet, verleih dem Herzen Mut.


Zum Hanswurst.


Sprich Sklav, was ist geschehn?

HANSWURST.

Die Weiber balgen sich,

Zerkrazen sich's Gesicht und schrein

Weil jede Deine Hur' will sein;

Ich kam dazu, sieh', sie zerkrazten mich –

Sieh' nur, ich blute wie ein Schwein.[98]

FRAU KNIPS.

Er lügt der Bube, Gnädger Herr,

Blos darum macht er das Geplärr,

Weil ich die Nacht will bei Dir liegen.

SULTAN.

Der Donner auf Dein Haupt. Wart' Fraz Du solst es krigen.

Fort, fort aus meinem Land, in einer halben Stunde.

Fort sag' ich Dir, und bald – ich leide solche Hunde

In meinem Lande nicht. – Ihr Beide komt herein,

Und machet Euren Leib von diesem Blute rein

Das mir das ganze Herz herum im Leibe kehret –

Was stehst Du noch hier, Fraz? – Fort, sag' ich, sie gehöret

Mir zu, und Dir zum Troz – soll sie heut bei mir liegen,

Dein Mädel oben drein.

DAS MÄDEL das sich aus ihrer Todtenohnmacht erholt.

Ich thu es mit Vergnügen,

Die Hofnung giebt mir 's Leben wieder,

Und Freude fährt durch meine Glieder.

SULTAN beide aufhebend.

Nun komt nur, und Du pakke Dich –

Zieh' aus so bald Du kanst, sonst Sklave fürchte mich.


Alle drei ab.


Quelle:
Johann Friedrich Schink: Marionettentheater. Heidelberg 1925, S. 98-99.
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