Zehnter Auftritt.


[238] Friedrich. Die Vorigen.


FRIEDRICH. Frau Sylvesterinn. Ich habe meinen Herrn auf der Gasse gehen sehen: ich konnte ihn aber nicht einholen. Er ist ganz gewiß zum Minister gegangen. Er gieng um die Ecke herum, und ich wüßte nicht, wo er sonst hingekommen wäre, als zum Minister. Denn er war gleich weg aus meinen Augen.

SYLVESTERINN. Ist er zum Minister? Friedrich, kann ich mich drauf verlassen? Und ihr habt ihm nichts gesagt? Und er ist selber so klug gewesen? Fiekchen, glaube nur, dein Bruder wird noch der ordentlichste Mensch von der Welt werden. Je! das ist ja vortrefflich. So ist er gleich hingegangen? Was hat er aber mit den Schnallen gewollt? Ich dürfte sie nun bald wieder zum Goldschmiede schicken. Nein! nein! ich will sie ihm schenken, weil er doch gleich zum Minister gegangen ist. Ach! nun fange ich wieder an zu leben. Der Minister wird ein paar Viertelstunden nicht so genau nehmen. Es ist noch lange nicht drey Uhr. Aber, Friedrich, räumt geschwinde meines Sohnes seine Sachen aus der Stube.

FRIEDRICH. Ja, ja. Es soll gleich aufgeräumet wer den.

SYLVESTERINN. Warum gehet ihr denn fort? Wo wollet ihr denn hin?

FRIEDRICH. Ja. Ich will geschwind Cathrinen holen, daß sie es thun soll.

SYLVESTERINN. Unterdessen daß ihr hingeht, habt ihr es ja selber gethan.

FRIEDRICH. Behüte Gott! Frau Sylvesterinn, ich würde ihrer Magd nicht den Schimpf anthun, und ihr ins Amt greifen. Was würde sie dazu sagen? Ich will sie gleich holen.[238]

SYLVESTERINN. Warum wollt ihr denn nicht aufräumen. Es könnte ja schon geschehen seyn.

FRIEDRICH. Wenn ich nun an Cathrinen ihrer Stelle waschen und platten wollte: so würden sie es nicht zugeben. Das Aufräumen gehöret eben so wenig unter die Pflichten eines männlichen Bedienten, als das Waschen und Platten. Cathrine soll gleich da seyn, Frau Sylvesterinn.


Quelle:
Johann Elias Schlegel: Ausgewählte Werke. Weimar 1963, S. 238-239.
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Der geschäftige Müßiggänger
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