Erster Auftritt.

[285] Cathrine. Jacob.


JACOB.

Nun! ist denn hier kein Mensch zu hören noch zu sehen?

Wie lange sollen denn die Herren draussen stehen?

Es regt und rührt sich nichts. Bediente! Mägdchen! He!

CATHRINE hinter der Scene.

Nun! nun! wer ist denn da? Geduld! wir trinken Thee.

JACOB.

Hier ist Besuch.

CATHRINE hinter der Scene.

Es wird kein Mensch hier angenommen.

Wer uns besuchen will, mag den Neujahrstag kommen.

Soll meine Frau denn stets geputzt im Hause gehn?

Und im Alltagshabit läßt man sich doch nicht sehn.


Sie kömmt heraus.


Mein Freund, es ist schon gut. Wem dient ihr? darf ich fragen?

Die Frau ist nicht recht wohl, ich will es ihr schon sagen.

JACOB.

So hoff ich, daß man doch die Jungfer sehen kann.

CATHRINE.

Wie? Jungfern? nehmen die auch Mannspersonen an?

Nein! Gott bewahr uns!

JACOB.

Nun! ist das ein solch Verbrechen?

Sie darf doch wenigstens den eignen Vater sprechen.

CATHRINE.

Was? ist Herr Richard hier? der Jungfer ihr Papa?

JACOB.

Ja! und es ist mit ihm noch jemand anders da,

Vor dem die Jungfern sonst nicht, Gott bewahr uns, sagen.[285]

CATHRINE.

Nun! sagt doch, wer denn?

JACOB.

Wie? ist da noch viel zu fragen?

CATHRINE.

Die Herren seyn so gut, und treten nur herein.

Denn meine Frau ist wohl, und wird nicht lange seyn.


Quelle:
Johann Elias Schlegel: Ausgewählte Werke. Weimar 1963, S. 285-286.
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