Prologus

Hochwirdiger wolgeleerter

Edler ernuhester Gnediger

Auch herrn vnd frauen tugenthafft

Züchtige werde Jungfrauschafft

Als wir von den alten lesen

Seint bey allen völckern gwesen

Eerlich löblich freüden spil

Darauß gsehen gelernt vil

Was hübsch häßlich am menschen sey

Als man hie mag mercken frey

Bey dem verlornen son wie Got

So wir nit halten sein gebot

Vater vnd muter nit vnderthon

Nur oben auß vnd nindert an

Das er vns strafft doch so wir kemen

Begern gnad der sündt vns schemen

Wöl er an vns barmhertzigkait thon

Wie er thut dem verlornen son

O vatter vnd muter hie habt acht

Vnd diesen schimpff gar wol betracht

Hebt an zu ziehen in der wiegn

So lest sichs wie ein rütlein biegn

Vnd secht in nit durch dfinger zu

Straffts vnrecht das es nimmer thu

Sprecht nit mein kind ist noch zu zart

Ich mags nit ziehen also hart

Gedenckt an den verlornen son

Welchs leben ir wert hören nun.


Argumentum


Ein vater het zwen liebe sön

Der jüngst nam jm in seinen synn

Er wolt selbs herr vnd maister sein

Mit gselln spiln zechen wein

Drumb er zu seinem vater gieng

Mit solchen worten ane fieng

Vater ich bin entwachssen dir

Mein erbtail soltu geben mir

Hab nun selbs ain guten verstandt

Ich wil von dir in frembde landt

Wie er sein tail von jm empfieng

Vnzüchtig weiber an sich hieng

Darzu vil gsellen het guten mut

In kurzt verthet er al sein gut

Das er zu letz der sau müst hütn

Vor hunger jm sein pauch thet wütn

Hunger plagt jn mit gantzer macht

Derhalb er in jm selbst gedacht

Ach vater wer ich noch bey dir

Solchs hastu als gesaget mir

Nun sol ich jetzt im ellend sterbn

Ellendiglich durch hunger verderbn

Er kam zum vater pat vmb gnad

Wie er im dann erzaiget hat.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 22,38.
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