Hochwirdiger wolgeleerter
Edler ernuhester Gnediger
Auch herrn vnd frauen tugenthafft
Züchtige werde Jungfrauschafft
Als wir von den alten lesen
Seint bey allen völckern gwesen
Eerlich löblich freüden spil
Darauß gsehen gelernt vil
Was hübsch häßlich am menschen sey
Als man hie mag mercken frey
Bey dem verlornen son wie Got
So wir nit halten sein gebot
Vater vnd muter nit vnderthon
Nur oben auß vnd nindert an
Das er vns strafft doch so wir kemen
Begern gnad der sündt vns schemen
Wöl er an vns barmhertzigkait thon
Wie er thut dem verlornen son
O vatter vnd muter hie habt acht
Vnd diesen schimpff gar wol betracht
Hebt an zu ziehen in der wiegn
So lest sichs wie ein rütlein biegn
Vnd secht in nit durch dfinger zu
Straffts vnrecht das es nimmer thu
Sprecht nit mein kind ist noch zu zart
Ich mags nit ziehen also hart
Gedenckt an den verlornen son
Welchs leben ir wert hören nun.
Argumentum
Ein vater het zwen liebe sön
Der jüngst nam jm in seinen synn
Er wolt selbs herr vnd maister sein
Mit gselln spiln zechen wein
Drumb er zu seinem vater gieng
Mit solchen worten ane fieng
Vater ich bin entwachssen dir
Mein erbtail soltu geben mir
Hab nun selbs ain guten verstandt
Ich wil von dir in frembde landt
Wie er sein tail von jm empfieng
Vnzüchtig weiber an sich hieng
Darzu vil gsellen het guten mut
In kurzt verthet er al sein gut
Das er zu letz der sau müst hütn
Vor hunger jm sein pauch thet wütn
Hunger plagt jn mit gantzer macht
Derhalb er in jm selbst gedacht
Ach vater wer ich noch bey dir
Solchs hastu als gesaget mir
Nun sol ich jetzt im ellend sterbn
Ellendiglich durch hunger verderbn
Er kam zum vater pat vmb gnad
Wie er im dann erzaiget hat.
Buchempfehlung
Die Ausgabe enthält drei frühe Märchen, die die Autorin 1808 zur Veröffentlichung in Achim von Arnims »Trösteinsamkeit« schrieb. Aus der Publikation wurde gut 100 Jahre lang nichts, aber aus Elisabeth Brentano wurde 1811 Bettina von Arnim. »Der Königssohn« »Hans ohne Bart« »Die blinde Königstochter« Das vierte Märchen schrieb von Arnim 1844-1848, Jahre nach dem Tode ihres Mannes 1831, gemeinsam mit ihrer jüngsten Tochter Gisela. »Das Leben der Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns«
116 Seiten, 7.80 Euro