Das 83. Capitel.
Wer Schwären am Leibe hat, der soll sich in einen Back-Trog legen / so vergehen sie wieder.

[162] Dieses Mittel ist zwar leicht zu practiciren / wenn es nur probat wär. Allein / wer es probiren wird / der wird erfahren / daß ihm zwar wohl mit der Zeit / wenn er etliche Wochen will in Back-Troge liegen bleiben /die Schwären vergehen / und zwar eben so bald / als ob er sich in einen Schweins-Trog legte / und wenn er sich nicht hinein legt / so vergehen sie ihm auch so wohl / als wenn er sich hinein legte. Hiob saß in der Aschen / und erwartete die Abheilung seiner Schwären mit Gedult. Hat ihm denn irgend sein böses Weib nicht wollen in Back-Trog legen lassen? glaube ich fast daher / weil sie den guten Hiob ohne Zweiffel gern loß gewesen wär. Bey dieser Backtrogs-Erzehlung fällt mir eine kurtzweilige Begebenheit ein / so sich ohnlängst in Zwickau zugetragen: Ein Altenburger Korn-Bauer logirte des Nachts bey einem ehrlichen Wirth in Zwickau. Der Bauer hatte Abends etwan mehr Bier verschlungen / als der Bauch[162] die Nacht über beherbergen konte. Derowegen muste dieser Bauer des Nachts im Finstern von seiner Streu aufstehen / und den Hof suchen / im Zurückgehen aber kam er zwar wohl wieder zur Stuben-Thier hinein / konte aber in der Tummheit sein Lager nicht wieder finden / und wie er lange satt im Finstern herum getappet / findet er einen Ort mit einem Tuche bedeckt / und vermeynet / es wär der Tisch / nimmt derowegen das vermeynte Tischtuch hinweg / und legt sich hinan / wie aber des Morgens die Magd früh aufstehet / den Abends eingesäuerten Teig zu kneten /fand sie einen Bauer im Back-Trage liegend / und allen Teig übern Trog heraus in die Stube gedruckt. Ob nun dieser Bauer irgend Schwären gehabt habe /weiß ich nicht eigentlich / daß weiß ich aber / daß er dem Wirth den Teig hat müssen bezahlen.

Quelle:
Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken- Philosophie. Band 2, Chemnitz 1722 [Nachdruck Weinheim; Deerfield Beach, Florida 1987]., S. 162-163.
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