|
1766 | 9. Juli: Johanna Trosiener wird in Danzig als älteste von vier Töchtern des Kaufmanns und Ratsherrn Heinrich Trosiener und seiner Ehefrau Elisabeth, geb. Lehmann, geboren. |
1769 | Besuch der Kleinkinderschule der Mutter und der Schwester von Daniel Chodowiecki. |
1773 | Privatunterricht durch den Theologen Kuschel. Richard Jameson, der Prediger der englischen Kolonie in Danzig, wird ihr Mentor. Besuch der »École des jeunes dames« (bis 1777). |
1777 | Sie hat den Wunsch, bei Daniel Chodowiecki in Berlin die Malkunst zu erlernen, was die Eltern jedoch ablehnen. |
1779 | Im Alter von 13 Jahren wird sie vom »Heiratsantrag« ihres Hauslehrers überrascht. |
1780 | Johanna Trosiener kommt in das Haus des russischen Residenten, um dessen junger Schwägerin Gesellschaft zu leisten. Bei der Frau des Gouverneurs erhält sie Malunterricht. Erste Jugendliebe. Abbruch der Beziehung aus unbekannten Gründen. |
1784 | Heirat mit dem 19 Jahre älteren Danziger Patrizier Heinrich Floris Schopenhauer. |
1787 | Erste große Reise gemeinsam mit ihrem Mann. In Pyrmont lernt sie Friedrich Nicolai und Justus Möser kennen. Anschließend Aufenthalt in England. |
1788 | 22. Februar: Geburt ihres ersten Kindes Arthur. |
1789 | Den Beginn der Französischen Revolution begrüßt sie mit Begeisterung. |
1793 | Nachdem Danzig im Zuge der zweiten Teilung Polens Preußen einverleibt wird, siedeln die Schopenhauers nach Hamburg über, wo sie ein großbürgerliches Leben führen. Bekanntschaft mit Friedrich Gottlieb Klopstock, dem englischen Admiral Horatio Nelson, Germaine de Staël u.a. |
1794 | Johanna Schopenhauer reist zur Regelung von Erbschaftsangelegenheiten ihres durch Geschäfte zurückgehaltenen Mannes nach Danzig. |
1797 | 12. Juni: Geburt der Tochter Louise Adelaide (Adele) Lavinia in Hamburg. |
1800 | Sommer: Gemeinsam mit ihrem Mann und den beiden Kindern reist sie nach Prag und Karlsbad. |
1803 | Mai: Große Reise durch Holland, England, Frankreich, die Schweiz, Österreich, Schlesien und Preußen gemeinsam mit ihrem Sohn Arthur (bis August 1804). |
1804 | 25. August: Johanna Schopenhauer fährt mit Arthur zu dessen Konfirmation nach Danzig. |
1805 | 20. April: Tod des Ehemannes durch einen Sturz vom Speicherboden (vermutlich Selbstmord). |
1806 | Mai–Juni: Johanna Schopenhauer reist nach Weimar, um eine mögliche Übersiedlung vorzubereiten. September: Johanna Schopenhauer siedelt mit ihrer Tochter Adele und der Dienerschaft nach Weimar über, während Arthur seine Kaufmannslehre in Hamburg fortsetzt. 12. Oktober: Erste Begegnung mit Johann Wolfgang von Goethe. Beginn der literarischen Teegesellschaften bei Johanna Schopenhauer, an denen Goethe bis 1814 ziemlich regelmäßig teilnimmt. Hier verkehren u.a. Heinrich Meyer, Friedrich Wilhelm Riemer, Friedrich Justin Bertuch und Christoph Martin Wieland. Zu den auswärtigen Besuchern gehören in den folgenden Jahren die Brüder Friedrich und August Wilhelm Schlegel, Zacharias Werner, Bettina von Arnim, Fürst Pückler- Muskau sowie später Karl von Holtei und Ludwig Börne. Johanna Schopenhauers Salon wird der erste gesellige Mittelpunkt Weimars außerhalb der Hofgesellschaft. |
1807 | Sie willigt ein, daß Arthur die Kaufmannslehre aufgibt und sich auf den Eintritt in die Universität vorbereitet. Johanna Schopenhauer nimmt ihren vertrautesten Gesprächspartner, den Kunstgelehrten Carl Ludwig Fernow, zur Pflege ins Haus. Er übt starken Einfluß auf ihre kunsthistorischen und literarischen Interessen aus. |
1808 | 4. Dezember: Tod Fernows. Engere Verbindung mit Fernows Freund, dem Maler Gerhard von Kügelgen. |
1810 | Nach einigen kleineren Beiträgen in Zeitungen und Kalendern erscheint ihre erste größere Veröffentlichung unter eigenem Namen, »Carl Ludwig Fernows Leben«. |
1813 | Beginn der Freundschaft mit dem Regierungsrat Georg Friedrich von Gerstenbergk, genannt Müller-Gerstenbergk, der zunächst in das Wohnhaus, dann in die Wohnung von Johanna Schopenhauer einzieht. Seinetwegen kommt es zu ersten Auseinandersetzungen zwischen Arthur Schopenhauer und seiner Mutter. »Erinnerungen von einer Reise in den Jahren 1803, 1804 und 1805« (Reisebeschreibung, später unter dem Titel »Reise durch England und Schottland«, 1818). |
1814 | Mai: Arthur fordert, daß Johanna Schopenhauer auf den Hausfreund verzichtet. Es kommt zum Bruch zwischen Mutter und Sohn. Arthur verläßt das Haus und zieht nach Dresden. |
1816 | »Novellen, fremde und eigene«. Reise an den Niederrhein. |
1817 | »Reise von Paris durch das südliche Frankreich bis Chamony« (Reisebeschreibung). |
1818 | »Ausflucht an den Rhein und dessen nächste Umgebung« (Reisebeschreibung). Reise mit der Tochter Adele und Gerstenbergk in die Schweiz. Sommer: Badekur in Karlsbad. |
1819 | Mai: Durch den Bankrott des Danziger Bankhauses A. L. Muhl verliert Johanna Schopenhauer ihr gesamtes und Adele einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens, während Arthur seinen Anteil retten kann. Letzte Reise nach Danzig gemeinsam mit Adele. Ihr erster Roman »Gabriele« erscheint. In den folgenden Jahren wird das Schreiben zu einem Mittel der Existenzerhaltung. |
1822 | »Johann von Eyck und seine Nachfolger« (kunsthistorische Monographie). |
1823 | »Die Tante« (Roman). Johanna Schopenhauer erleidet einen Schlaganfall mit Lähmungserscheinungen. Allmähliche Besserung. |
1825 | »Die Reise nach Flandern« (Erzählungen). |
1827 | »Sidonia« (Roman). Beginn der Freundschaft mit dem 32 Jahre jüngeren Dichter und Theaterleiter Carl von Holtei. |
1828 | »Novellen«. |
1829 | Übersiedlung an den Rhein gemeinsam mit Adele. Im Sommer halten sie sich in Unkel auf, die Winter verbringen sie in Bonn. |
1830 | Die Ausgabe ihrer »Sämtlichen Schriften« beginnt zu erscheinen (24 Bände, bis 1831). |
1831 | »Ausflug an den Niederrhein und nach Belgien im Jahr 1828« (Reisebeschreibung). |
1833 | Erster brieflicher Kontakt mit ihrem Sohn Arthur nach fast zwei Jahrzehnten. |
1837 | »Richard Wood« (Roman über die Dekabristenrevolte). Auf Einladung des Großherzogs Karl Friedrich von Sachsen-Weimar, der ihr eine Ehrenpension gewährt, siedelt sie gemeinsam mit Adele nach Jena über. |
1838 | 16. April: Johanna Schopenhauer stirbt im Alter von 71 Jahren in Jena an einem Nervenschlag. Im folgenden Jahr gibt Adele Schopenhauer ihre unvollendet gebliebenen Erinnerungen »Jugendleben und Wanderbilder« heraus. |
Buchempfehlung
»Wenn die Regeln des Umgangs nicht bloß Vorschriften einer konventionellen Höflichkeit oder gar einer gefährlichen Politik sein sollen, so müssen sie auf die Lehren von den Pflichten gegründet sein, die wir allen Arten von Menschen schuldig sind, und wiederum von ihnen fordern können. – Das heißt: Ein System, dessen Grundpfeiler Moral und Weltklugheit sind, muss dabei zum Grunde liegen.« Adolph Freiherr von Knigge
276 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro