[85] Der fallende Reim ist / wann nach dem Reime allemahl eine noch anhengende Silbe[85] mit hinfelt / und muß derwegen bestehen in Zweysilbigen Wörteren /als schreiben / treiben / bleiben etc. Alhie ist der Reimlaut / eib / welcher gereimet wird durch schreib /treib / bleib / doch also / das die anhengende Silbe en / dabey bleibe / mit-hingehe / und hinfallend außgeredet werde / deshalben dañ nicht unvernemlich solche zweysilbige Reimung Fallend kan genennet werden. Wie denn in Teutscher Verskunst die Benennung des Reimes also / nemlich steigend oder hinfallend billig sol genennet werden. Im folgenden ist allezeit der Reimfallend / ist auch ein Trogaisches Liedelein zenant
Unglůckstrifft.
1.
Wolcken durch den Wind getrieben /
Hinvergehen / hinverstieben:
Durch den Sturm erregte Wellen /
sich darauff zur ruhe stellen.
2.
Nur der Mensch bey Leibes leben /
Muß in steter Unruh schweben /
Ist ein Unglück abgewichen /
Stets einanders komt gestrichen.
3.
Sonne gehet auff und nieder /
Frost auff hitze find sich wieder.[86]
Stets die Nacht der Tag erreichet /
Dürres Land ein Regen weichet.
4.
Unser Unglück komt stets wieder
Grössers treibt das grosse nieder /
Ist ein arges abgewichen
argers komt heran gestrichen.
5.
Stetes plagen / stetes dencken /
Stetes trauren / stetes trencken /
Stetes wollen / nimmer haben
Trifftweis kommet hergetraben.
6.
Unser Streben / unser muhen /
Unser hin- und wieder ziehen /
Unsers Wůnschen / unsers wagen /
Muß / wie offt! den blossen schlagen.
7.
Unser Leben muß sich waltzen /
Alle Lust wird uns versaltzen:
Eine Stunde haben Freude /
Wuchert gantze Jahr voll Leide. *
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