[396] 1. Wie man in der Ferne erkennen kann, ob sich Etwas bewege, oder stille stehe.
Es trägt sich vielmals zu, daß man zweifelt, ob ein Kriegsheer, welches sehr langsam zu ziehen pfleget, stehe, oder der Zug befördere. Wenn man nun kein Fernglas bey Handen hat, so soll man nur einen gemeinen Zirkel nehmen, und auf denselben von dem Kopfe hinauf sehen, daß die beyden Spitzen auf das Heer, und etwa einen Wald oder ein Dorf treffen. Sieht man dann nach kurzer Zeit mit unverrücktem Zirkel wieder dahin, so wird sich finden, ob der Zug fortgegangen ist oder nicht.
2. Das Bley in Kupfer zu verwandeln.
Man nehme dünne Bleyschienen, calcinirten, oder gekalkten Vitriol oder Crocum ?, mache stratum super stratum, geschmelzt so wird Kupfer aus dem Bley.
[396] 3. Wie man wissen kann, ob unter dem Weine Wasser sey.
Leg entweder eine Birne oder einen Apfel hinein: fällt der Apfel oder die Birne zu Grunde, so ist der Wein nicht gemischt; schwimmt aber der Apfel oder die Birne oben darauf, so ist der Wein mit Wasser gemischt, weil das Wasser dicker ist als der Wein. Oder wirf Wachholderdeere hinein: schwimmen sie in der Höhe, so ist der Wein ohne Wasser; fallen sie aber zu Grunde, so ist Wasser darunter. Oder schmiere einen Strohhalm wohl mit Oele, wische hernach das Oel wieder herab, stoß darauf den Strohhalm in den Wein: wenn Wasser darinn ist, so werden sich Tröpflein davon an dem Strohhalme sehen lassen.
4. Wie man einen Brunnen von einem Berge zu einem andern leiten kann.
Man lege nur von dem Brunnen an Röhre, den Berg hinunter, und bey dem andern Berge wieder hinauf. So hoch das Wasser von dem Brunnen herab fällt, so hoch steigt es bey dem andern Berge hinauf.
5. Ein Ey auf die Spitze zu setzen.
Als Kolumbus die neue Welt oder Amerika, durch mühsame und gefährliche Schifffahrten entdeckt, ihm aber einige neidige Höflinge vorwarfen, daß man ihm wegen dieser Entdeckung eben nicht gar so Viel zu danken[397] hätte, indem solche ein Jeder hätte machen können etc. lud Kolumbus diese Leute zu Gaste; nach der Tafel nahm er ein Ey, und sagte zu ihnen: Stelle mir Einer dieses Ey auf die Spitze. Da es nun Keiner zuwege brachte, stieß Kolumbus die Spitze ein wenig ein, und stellte also das Ey auf den Tisch. Da schrien Alle zusammen: Dieses hätten wir auch gekönnt. Kolumbus aber widersetzte: Warum habt ihr es dann nicht gethan? Es fiel nämlich Keinem von euch; eben so ist es mit Erfindung der neuen Welt. Es ist aber möglich, ein Ey unzerstossen auf die Spitze zu stellen. Man machet es also:
Nimm ein Ey, zerschüttle eine gute Weile in der Hand den Dotter, so stark du kannst; alsdann leg einen Spiegel auf den Tisch, welcher der Bleywage nach gesetzet ist, stell das Ey mit der Spitze auf den Spiegel, und wiege selbes mit beyden Händen bald da bald dort hin, bis es endlich still steht. Dieses geschieht aber, weil der Dotter zerschüttelt, und sich als eine schwere Materie zu Boden setzet.
6. Ein Ey in der Hand zu sieden.
Nimm ein Ey, mache ein Loch darein, thu ein Wenig von dem Weißen heraus, gieß guten starken Brandtewein darein, kehre das Loch in der Hand um, und halt es ein wenig so, so wird es alsobald fertig.
[398] 7. Eyer im kaltem Wasser zu sieden.
Leg die Eyer in einen Hafen, thu Wasser und ungelöschten Kalk darein, so sieden sie bald.
8. Alte unleserliche Schriften zu erneuern.
Zerstoß Galläpfel, schütte darunter weißen Wein, setze es wohl zugedeckter an ein warmes Ort, und laß es also einen ganzen Tag lang stehen; hernach distillire es in einem Brennofen durch einen Kolben, und überschmiere das Papier mit solchem Wasser, so werden alle Buchstaben, die man Altershalben nicht mehr lesen konnte, ganz schön zu lesen seyn.
9. Einen Kapaun in einem Sacke zu braten.
Fülle einen Kapaun, der zum Braten zugerichtet ist, mit Butter aus, leg ihn in eine blecherne oder hölzerne Büchse. Hernach mache ein Stück Staal, so lang als der Kapaun ist, im Feuer warm, doch, daß er nicht glühe; alsdann leg selben zu dem Kapaune in die Büchse, schließ dieselbe wohl zu, und wickele einen Sack darum. In etlichen Stunden ist der Kapaun zum Essen fertig.
10. Daß ein Haushan nicht krähe.
Hänge dem Hahne einen Ring von Weinreben an den Hals. Oder schneid ihm ein Spitzlein vorne an der Zunge hinweg, so kann er nicht mehr krähen.
[399] 11. Daß ein Hahn am Spieß krähe.
Nimm Quecksilber, thu es in einen Federkiel am Hahne, stecke es an einen Spieß beym Feuer: wann es erwärmet, so pfeift es wie ein Hahn, wenn du den Kiel verbunden hast.
12. Daß sich ein Hering selbst auf dem Rost umkehre.
Nimm eine Gansfeder, thu Quecksilber darein, stopfe die Feder wohl zu, und stecke sie in den Hering, so wird sich der Hering selbst umkehren.
13. Kornwürmer zu vertreiben.
Nimm goßlarischen Vitriol, zum Beyspiele, 4, 5, 6 Pfund, thu es in ein Geschirr, schütte heiß Brunnwasser, so viel Maaß, als Pfund Vitriol sind, darüber, rühre es um, bis der Vitriol zergeht; alsdann nimm einen Weißpensel, tunk ihn in solches Vitriolwasser, und überfahr darmit die Kästen oder Böden, da sie noch leer sind. Wenn sie wieder trocken sind, so überstreich sie zum zweytenmal. Und auf solche Weise wird sich kein einziges Ungeziefer sehen lassen. Man kann auch die Bettstätten wider die Wanzen darmit anstreichen.
14. Schreibfedern hart und gut zu machen.
Steck die Kiele in Aschen, thu warme Kohlen herum, hernach nimm einen nach dem andern[400] heraus, leg' ihn übers Knie, und streich ihn auf beyden Seiten mit dem Rucken eines Messers, alsdann wisch ihn ab mit einem wollenen Tüchlein.
15. Gute schwarze Dinte zu machen.
Nimm 3 Maaß Essig, 1 Maaß faules Wasser, 1 Maaß Urin, thu diese 5 Maaß in einen neuen unglasirten Hafen, und laß es bey dem Feuer warm werden, aber nicht sieden; hernach nimm ein Pfund Galläpfel, 3 Vierling trockenen Vitriol, 10 Loth Gummi, 4 Loth Alaun, und eine gute Handvoll Salz, stoß Alles klein unter einander, und schütte es in das oben benannte warme Wasser. Hernach setze es wieder zum Feuer, rühre es dabey eine Viertelstunde, und laß es alsdann kalt werden. Brauchest du nicht so viel Dinte, so kannst du von jedem Theile Weniger nehmen.
Die Galläpfel (welche schwarz seyn müssen) und der Vitriol geben die Schwärze. Der Gummi hält die Schwärze, und machet, daß die Dinte nicht so dick, noch schimmlicht wird. Alaun wehret, daß sie keine Hefen behält, und fein lauter bleibt. Das faule Wasser machet, daß der Essig nicht so stark wird, und im Schreiben durchschlägt.
16. Grüne Dinte zu machen.
Nimm distillirten und wohl pulverisirten Grünspan, gieß scharfen Weinessig darauf, und thu ein wenig Gummi dazu.
[401] 17. Blaue Dinte zu machen.
Nimm Holderbeere, so viel du willst, drucke den Saft aus, thu dazu gestossenen Alaun, Essig den vierten Theil, und ein wenig Urin.
18. Gelbe Dinte zu machen.
Nimm gelbe Schmalzblümlein, drucke den Saft daraus, und thu ein wenig Alaun darunter. Oder Safran mit Alaunwasser angemacht, giebt auch eine schöne gelbe Dinte.
19. Goldne Buchstaben ohne Gold zu machen.
Nimm Operment und Krystall, jedes 2 Loth, stoß Beydes zu Pulver, mische Eyerweiß darunter, und rühre es lang durch einander, so hast du einen Saft, mit welchem goldne Buchstaben können geschrieben oder gemalet werden.
20. Silberne Buchstaben zu schreiben ohne Silber.
Nimm des besten Zinns 2 Loth, Quecksilber 4 Loth, mische es unter einander, und laß es zerschmelzen, hernach zerreib es mit Gummiwasser.
21. Schöne Perlen zu machen.
Nimm die weißen Steine von den Augen der Fische, trockne und pulverisire dieselben, alsdann mische Eyerweiß darunter, rühre es so lang unter einander, bis ein dicker Teig daraus wird. Aus solchem mache runde Kügelein,[402] und mache mit einem Saubörstel ein Löchlein durch; endlich trockne sie wieder, koche sie in Kühemilch, und laß sie trocken und hart werden.
22. Gute Schneide an Messern, Degen etc. zu machen.
Ehe du dergleichen Sachen schleifst, so streich zuvor den Schleif- oder Wetzstein mit ungesalzenem Specke oder Schmeere, so bekommen sie eine gute Schneide, und werden nicht leicht rostig.
23. Wie man ganz frühzeitige Rosen haben kann.
In dem Weinmonate muß man ihre Erde mit ungelöschtem Kalke und Miste vermischen, und mit warmen Wasser bespritzen. Wenn die Kälte kömmt, muß man diesen Scherben mit dem Rosenstocke in den Keller setzen; bis die Frühlingsluft wieder kömmt. Fängt nun der Knopf an zu wachsen; so sprenget man laulichtes Wasser darauf; und befeuchtet die Erde wenig und oft. Also wird diese Blume; die sonsten die letzte ist; unter den ersten befördert werden.
24. Die Rosen durchs ganze Jahr frisch zu erhalten.
Wenn die Rosen nur halb ausgebrochen sind, so schneid sie zu Abend mit einem Messer ab, (doch müssen die Rosenknöpfe mit den Händen nicht berührt werden) laß sie dieselbe Nacht unter dem[403] Himmel liegen, thu sie folgenden Morgen in ein glasirtes Geschirr, vermache es wohl, und vergrab es in Sand.
Oder nimm nicht gar offene Rosenknöpfe, stecke sie in ein zerspaltenes grünes Rohr, umbind das Rohr gar gelind mit einem Papier, und thu sie zu seiner Zeit wieder heraus.
Oder reiß Gerstenkeime, wenn sie noch grün sind, mit den Wurzeln aus, lege sie in einen unverglasirten irdenen Hafen, thu dazu ganz frische Rosen, bedecke solche, so gut du kannst, so werden sie sehr lang schön und frisch verbleiben, als ob sie noch im Garten stünden.
25. Daß die Nelke und andere Blumen im Winter
blühen.
Wenn man den Sommer über die Stengel, welche Knöpfe stoßen, abschneidet, so bringen sie folgenden Winter ihre Blumen.
26. Acker zu düngen ohne Mist.
Nimm Korn, so viel du willst säen, welche es Tag und Nacht in eine gute dicke Mistpfütze, säe es hernach in einen ungedüngten Acker. Das treibt so stark, als wenn es mit Mist gedünget wäre.
27. Oel zu den Ampeln zu machen.
Nimm Schaffüße, sied das Schmalz heraus. Das ist ein gutes Oel zu den Ampeln, stinkt auch nicht, wie andere Oele.
28. Daß in Schauerwetter die Feldfrüchte nicht erschlage.
Nimm rothe Korallen, grab sie in die Aecker,[404] so bleiben die Feldfrüchte vor dem Schauer sicher; du kannst in jedem Ende des Ackers einen Koralle eingraben, wie auch in Mitte des Ackers.
29. Eine Brunst abzuhalten, daß sie nicht weiter komme.
Man soll geschwind au die Hausthüre schreiben folgende lateinische Worte: Consummatum est.
30. Einen ertrunkenen Menschen im Wasser zu finden.
Nimm ein Brod, wirf es ins Wasser, wo er ertrunken, so schwimmt es alsbald dem todten Körper zu, und steht darüber stracks still.
31. Daß das Bier nicht sauer werde.
Nimm Kienholz, schneid etliche Spänlein einer Spanne lang davon, wirf sie in das Bier, wenn es gebräuet, und noch warm ist. Dieses benimmt dem Bier die Säure; und wenn es im Sommer noch so warm ist, bleibt doch das Bier gut.
Oder nimm ein frisches Ey, so an selbigem Tag geleget worden; wenn das Bier anzücken will, wirf es in das Faß, so bleibt es gut bis auf den letzten Tropfen. Oder wirf weiße Kieselsteine in das Bier.
Oder hänge ein wenig Alantwurzel an einem Faden durchs Spundloch in das Bier, so wird solches gewiß nicht sauer.
[405] 32. Das saure Bier wieder gut und süß zu machen.
Zerstoß Weizen, vermische denselben mit Hefen von demselbigen Bier, und schütte es wieder in das Faß, so wird es süß. Oder hänge zerstossenen Weizen mitten in das Faß, so wird es auch süß.
Oder nimm Hopfen und 2 Eyer, klopfe es mit Bier wohl durch einander, gieß es in das Faß, so wird das Bier wieder gähren, und gut zu trinken seyn.
33. Das Bier lieblich zu machen.
Nimm rothe Benediktenwurzel und wilde Salbey, zusammen ein halbes Pfund, thu solches in ein reines Säcklein, und hänge es in das Faß.
34. Trübes Bier wieder hell zu machen.
Nimm gebranntes Salz, und thu es unter das Bier, so setzet sich das Bier, und wird wieder hell.
35. Dintenflecken aus dem Kleide zu bringen.
Wasch den Fleck an dem Kleide mit sehr scharfem Essige, drucke es mit den Händen wohl aus, darnach wasch es mit Wasser und Seifen.
36. Allerhand Flecken aus den Kleidern zu bringen.
Nimm wohl gestossenes Salz und eine schwarze Seife, so viel als genug ist; mische[406] Beydes unter einander, und mit diesem reib die Flecken. Wenn sie trocken sind, so wasch sie mit einer Lauge, und endlich mit kaltem Wasser.
Oder schabe spanische Kreide auf die Flecken, reib das Tuch doppelt zusammen, und kehre es mit einer Kleiderbürste wohl aus, und dieses thu öfters.
37. Eisen hart zu machen.
Wenn man ein glüendes Eisen in einen Essig stößt und darinn ablöschet, so wird es so hart, daß es mit Hämmern nicht kann zerschlagen werden.
38. Den Rost aus dem Eisen zu bringen.
Nimm Weinsteinöl, und schmiere den Rost an dem Eisen darmit, so wird der Rost alsogleich vergehen.
39. Staal hart und weich zu machen.
Wenn man den glüenden Staal in einem kalten Wasser auslöschet, so wird er sehr hart. Hingegen aber, wenn man eine Lauge aus eichenen Aschen und ungelöschtem Kalk machet, und innerhalb zwey Stunden durchseiget, hernach den Staal hinein leget, und 14 Tage darinn läßt, wird er wieder weich.
40. Salat innerhalb 4 Stunden zu machen.
Nimm eine schwarze und fette Erde, thu sie in ein Schüsselein oder anders Geschirr; hernach thu den Salatsaamen in einen Brandtewein und scharfen Essig, laß selben 24 Stunden[407] darinn; alsdann säe diesen Saamen in die obbesagte Erde, so wirst du innerhalb vier Stunden einen schönen Salat haben. Dieses kann man auch mit andern Saamen thun.
Oder nimm einen Saamen, was du für einen willst, lege ihn in ein warmes Ort, und laß ihn neun Tage lang darinn; hernach säe diesen Saamen um Nachmittagszeit in die Erde, so wird selbiger in wenig Stunden in die Höhe wachsen.
41. Daß ein Gewächs unterschiedliche Farben bekomme.
Nimm die Saamen von unterschiedlichen Gewächsen, wickle sie in eine alte Leinwat, und grab es in eine gute und mit Mist gedüngte Erde.
42. Erdflöhe zu vertreiben.
Man darf nur Asche oder Ruß über die Kräuter hin und her streuen, so können sie denselben nicht schaden. Oder thu unter den Saamen ein wenig Roßwik, und säe ihn also aus; welches Mittel Theophrastus sehr anrühmet.
43. Hausflöhe zu vertreiben.
Sied Wermuth oder Pfersiglaub in Wasser, und sprenge das Zimmer darmit. Oder schmiere ein Stecklein mit Fuchs- oder Igelschmalz, oder mit Bocksunschlitt, so setzen sich die Flöhe alle daran. Oder nimm Bocksblut in ein Geschirr, setze es in ein Zimmer, so pringen alle darein.
[408] 44. Krautwürmer zu vertreiben.
Weich den Krautsaamen, ehe du ihn säest, in Kürbiswasser, so bleibt das Kraut davor sicher.
45. Die Ameisen von den Bäumen zu vertreiben.
Bestreich den Stamm unten mit Wagenschmiere, oder Vogelleime. Man kann auch einen Ring unten um den Stamm machen, und Wasser darein gießen.
46. Die Raupen von den Bäumen zu vertreiben.
Brenne Schwefel unter dem Baume, und beräuchere sie darmit, so fallen sie ab. Oder nimm Asche von Feigenblättern, und schütte sie an die Wurzel des Baums.
47. Maulwürfe zu fangen.
Lege eine gebratene Zwiebel auf den Scheerhaufen, den er erst aufgeworfen, so kömmt er bald herfür, daß man ihn leicht fangen, oder erschlagen kann. Oder thu einen stinkenden Krebs in das Loch, so weicht dieses Ungeziefer.
48. Die Läuse zu vertreiben.
Nähe Kampfer in das Kleid. Oder bestreich die Hemder mit Wermuthwasser, so verkommen die Läuse. Auf dem Kopfe kannst du die[409] Läuse vertreiben, wenn du Stecheskraut zu Aschen brennest, eine Lauge daraus machest, und den Kopf darmit wäschest. Oder lege Tobacksblätter in Bier oder Brandtwein, tunk eine Bürste darein, und striegle den Kopf darmit.
49. Die Wanzen zu vertreiben.
Nimm Vitriol, schütte heiß Brunnwasser darüber, rühre es wohl um, bis der Vitriol zergeht; und überstreich mit diesem Wasser das Ort, wo Wanzen sind, so wird sich kein einiges Ungeziefer sehen lassen. Probiere dieses Mittel, es hilft gewiß.
Uebrigens ist zu wissen, daß die Wanzen Alles, was schmierig ist, fliehen; daher Unschlitt, Schmeer, Leinöl, und dergleichen, Wanzen vertreiben; absonderlich ist gut, wenn man Leinöl mit Ochsengalle vermischet, und das Ort, wo sich die Wanzen aufhalten, darmit schmieret. Es vertreibt auch die Wanzen, wenn man Kümmerling verfaulen läßt, und darmit die Löcher schmieret. Oder nimm Scheidwasser 4 Loth, Ochsengalle 6 Loth, ungelöschten Kalk 6 Loth, vermische es, und bestreich den Ort, wo sie sind, so müssen sie sterben, und kömmt keine mehr dahin.
50. Die Fliegen zu vertreiben.
Lege Kürbesblätter auf Kohlen, und beräuchere das Zimmer darmit, so sterben alle Fliegen. Oder sied Kürbes im Wasser, und besprenge das Zimmer darmit. Oder setze ihnen[410] Fliegenschwamm oder Fliegenstein mit Milch oder Wasser vor, so sterben sie.
51. Schaben und Motten zu vertreiben.
Lege in den Kleiderkasten Kampfer oder Weinrauten, oder Farnkraut oder Wermuthkraut, so bleiben die Kleider vor ihnen sicher.
52. Mäuse und Ratzen zu vertreiben.
Nimm gepulverten Arsenikum, thu ihn unter Weizenmehl, so fressen sie sich zu todt. Oder vermische gestossenes Glas oder Gips mit Butter, Mehl, oder Fette, und setze es ihnen vor, so verrecken sie. Oder nimm ungelöschten Kalk, thu darunter Weizenmehl, und ein wenig Zucker. Dieses, wenn sie davon fressen, stößt ihnen das Herz ab.
53. Weinessig bald zu machen.
Lege Bertramwurzel in Wein, so hast du in drey Stunden einen Essig.
54. Bieressig bald zu machen.
Hänge gestossene Pfefferkörner in einem leinen Tüchlein in Essig. Oder wirf unzeitige Schleen hinein, oder Rettichwurzel, oder einen glüenden Stein, und laß den Essig oben offen. Oder lösche glüenden Staal, oder Eisen fünf- bis sechsmal darinn ab, so bekömmst du alsobald einen Essig.
55. Flachs wie Seide zu machen.
Mache aus Weidaschen eine scharfe Lauge, und koche darinn den Flachs. Es muß aber der Flachs vorher wohl gereiniget seyn.
[411] 56. Gute Lichter zu ziehen.
Thu in das geschmolzene Unschlitt ein wenig abgeriebenen Grünspan und Bleyweiß, und bestreich die Dochte zuvor mit Wachs und Unschlitt, unter einander zerlassen, so brinnen sie recht hell und langsam, laufen gar nicht ab.
57. Daß die Hühner viel Eyer legen.
Gieb ihnen Hanfkörnlein zu fressen. Oder hacke Nesselsaamen, und mische selben mit Weizenkleyen oder etwas Mehl, und gieb es ihnen zu fressen.
58. Eyer lange zu verwahren.
Lege die Eyer in Salz, so bleiben sie gut.
59. Daß keine Würmer im Käse wachsen.
Nimm Johanneskraut, lege es zwischen die Käse, so wachsen keine Würmer darinn; und da Würmer darinn wären, so gehen sie heraus.
60. Fleisch lange zu erhalten.
Nimm Koriandersaamen mit Essig zerknirscht, und reib darmit das Fleisch, so bleibt es den ganzen Sommer vor Fäule und Maden sicher.
61. Fleisch bald mürb zu sieden.
Nimm Reißlein von einem Feigenbaume, und sied selbe mit dem Fleische.
62. Das Vieh allezeit bey guter Gesundheit zu erhalten.
Nimm Lindenschwammen, die an Lindenbäumen wachsen, thu sie in des Viehes Saufen,[412] und laß es davon trinken, so bleibt das Vieh gesund. Ist aber das Vieh schon krank, so mache von solchem Schwamme ein Stücklein zu Pulver, und gieb es dem Vieh ein, so wird es wieder gesund. Dieses ist ein gewißes Mittel.
63. Daß ein Pferd nicht müde werde.
Bind dem Pferde einen großen Wolfszahn an, so wird es von keinem Laufen und Rennen müde.
64. Daß ein Mensch auf der Reise im Gehen nicht müde werde.
Nimm Knoblauch, Unschlitt und Baumöl, mache ein Sälblein daraus, und bestreich die Solen und Füße darmit. Hirsch- oder Bocksunschlitt thut es besser als das gemeine.
65. Daß man im Ausrühren keinen Butter machen kann.
Thu in das Rührfaß, in welchem die Milch ausgerühret wird, ein wenig Zucker, so wird man keine Butter machen können: denn die Sübtilität des Zuckers läßt keine Milch zusammengerinnen.
66. Daß man auf der Straße vor den Wölfen sicher bleibe.
Nimm 2 Kieselsteine, oder andere Feuersteine zu dir, und wenn du einen Wolf wahrnimmst,[413] so schlag die Steine aneinander, daß sie Feuer geben. Oder nimm einen alten Lumpen, Gürtel, Hosenband, oder was du sonst in Eile bekommen kannst, und laß es hinter dir daher schleifen.
67. Krebse leicht zu fangen.
Nimm einen geschundenen Frosch, bind selben an eine Ruthe, und stecke es in die Tiefe des Wassers; laß es eine Zeitlang darinn, alsdann zieh es heraus, so werden Krebse am Frosche hängen.
68. Vögel leicht zu fangen.
Lege frischen Bilsensaamen in das Wasser 10 Tage lang, sied hernach das Gefräß darinn, wirf es den Vögeln vor, so können diejenigen, die davon fressen, nicht mehr fliegen. Oder mische klein geschabte Zwiebel unter den Saamen oder die Körner, welche die Vögel gerne fressen, so werden sie trunken.
69. Rebhühner zu fangen.
Mache aus Weizenmehl und gutem Wein Kügelein in der Größe einer Erbse; alsdann streue sie an das Ort, dahin die Rebhühner zu kommen pflegen, so werden sie ganz trunken davon, also, daß du sie mit Händen fangen kannst.
[414] 70. Wilde Aenten und Gänse zu fangen.
Streue an das Ort, wo sie ihre Nahrung suchen, Korn, so zuvor in Weinhefen geweichet worden.
71. Daß ein umgestürzter Hafen eine Schüssel voll Wasser aussaufe.
Nimm eine Schüssel, fülle sie mit Wasser, hernach nimm einen Hafen, der inwendig etwas weit ist, zünde einen halben oder ganzen Bogen Papier an, wirf ihn in den Hafen, laß ihn darinn brinnen; wenn er fast verbrannt ist, so setze den Hafen umgestürzt in die Schüssel, wo das Wasser ist, so saufet er alles Wasser aus.
72. Daß die Tanzenden aufhören müssen zu tanzen.
Nimm gepulverte Nießwurzel oder Pfeffer, streue es an den Ort aus, wo die Leute tanzen. Wenn man nun anfängt zu tanzen, so stäubt dieses Pulver in die Höhe; da müssen Alle anfangen zu niesen, und also das Tanzen einstellen.
73. Daß Einem die Speisen bitter, wie Galle, vorkommen.
Kauf aus der Apotheke einen Koloquintenapfel, dörre und zerstoß ihn zu Pulver, mit diesem reib Demjenigen, welchem du diesen[415] Possen thun willst, seinen Löffel, Messer, Gabel und Teller wohl ab, so werden ihm alle feuchte Speisen wie Galle vorkommen.
74. Einen guten Zunder zu machen.
Nimm ein leinenes Flecklein, sied es in einer Lauge, thu einen Schuß Pulver darunter, und laß einen Wall darüber gehen, so ist es fertig.
75. Daß ein Hund gerne bey dir bleibe.
Nimm ein Stücklein Brod, lege es unter die Achseln, daß es warm wird, hernach gieb es dem Hunde zu fressen.
76. Ein zerbrochenes Glas wieder zusammen zu leimen.
Nimm Eyerklar, klopfe es wohl, mische ungelöschten Kalk darunter, und leime darmit das zerbrochene Glas.
77. Ein Schnupftüchlein anzuzünden, daß es nicht verbrenne.
Netze oder weiche ein Schnupftüchlein im starken Brandtewein, zünd es an, so brinnt es, wird aber nicht verbrennen.
Buchempfehlung
Im zweiten Punischen Krieg gerät Syphax, der König von Numidien, in Gefangenschaft. Sophonisbe, seine Frau, ist bereit sein Leben für das Reich zu opfern und bietet den heidnischen Göttern sogar ihre Söhne als Blutopfer an.
178 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro