|
[118] Erster Räuber. Steht, Herr, werft hin das, was Ihr bei Euch tragt,
Sonst setzen wir Euch hin, Euch auszuplündern.
Flink. Wir sind verloren, Herr! das sind die Schufte,
Vor denen alle Reisenden sich fürchten.
Valentin. Ihr, Freunde –
Erster Räuber. Das sind wir nicht, Herr; wir sind Eure Feinde.
Zweiter Räuber. Still, hört ihn an.
Dritter Räuber. Bei meinem Bart, das wollen wir;
Er ist ein feiner Mann.
Die beiden Veroneser.
(Grote'sche Shakespeare-Ausgabe Bd. V, S. 253.)
Die nächtlichen Abenteuer Gurths waren noch nicht zu Ende; und er selbst fing dies zu fühlen an, als er, nachdem er an einigen einsam stehenden Häusern außerhalb des Dorfes vorübergegangen war, sich in einem tiefen Hohlwege sah, der auf beiden Seiten mit niedrigem Gesträuch bewachsen war, während hier und da eine Zwergeiche ihre Aeste über den Weg streckte.
Von den vielen Wagen, die vor kurzem so mancherlei Gegenstände zum Turnier befördert hatten, war der Hohlweg ausgefahren, und es war dunkel, denn die Ränder und Büsche wehrten das Licht des Mondes ab.
Vom Dorfe her hörte man Getön von allerlei Lustbarkeiten, in das sich gelegentliches Gelächter mischte, oder das ab und zu von schrillem Jauchzen und wilden musikalischen Klängen unterbrochen war. All diese Töne, die den außergewöhnlichen Zustand des Ortes, der mit Edlingen und ihrem ausschweifenden Gefolge angefüllt war, bekundeten, verursachten unserm Gurth ein gewisses[119] unbehagliches Gefühl. »Die Jüdin hatte Recht,« sagte er zu sich. »Beim Himmel und dem heiligen Dunstan! ich wollte, ich wäre glücklich mit meinem Reichthum am Ende meiner Reise. Da ist ein Haufe, ich will nicht sagen von Hauptspitzbuben, aber von Hauptleuten, Hauptcavalieren, Hauptmönchen, Hauptsängern, Hauptgauklern, Hauptnarren, daß ein einzelner Mann mit auch nur einer Mark in der Tasche in Angst sein könnte, geschweige denn ein armer Schweinehirt mit einem ganzen Beutel voll Zechinen.«
Demgemäß beschleunigte Gurth seine Schritte, so viel er konnte, um wenigstens in die offene Gegend hinauszukommen, zu welcher der Hohlweg führte. Doch er war nicht so glücklich, sein Ziel ungefährdet zu erreichen. Grade am obern Ende des Hohlwegs, wo das Gesträuch am dichtesten war, sprangen vier Männer auf ihn los und es packten ihn zwei von jeder Seite so gewaltsam, daß aller Widerstand vergeblich war. – »Gib her, was Du trägst,« sagte einer von ihnen, »wir sind Befreier zum allgemeinen Besten und entledigen jeden seiner Bürde.«
»Von meiner doch nicht so leicht,« murmelte Gurth, dessen knorrige Ehrlichkeit sich auch unter dem Drucke unmittelbarer Gewaltthat nicht beugte, »hätte ich nur die Möglichkeit, drei Streiche zu ihrer Vertheidigung zu führen.«
»Das werden wir gleich sehen,« sagte einer der Räuber, und zu seinen Gefährten gewendet, fügte er hinzu: »Nehmt den Schurken mit; ich sehe, er zieht es vor, sich den Hirnkasten einschlagen und seinen Beutel aufschneiden zu lassen, so daß er aus zwei Adern zugleich Blut hergibt.«
Dem Befehl gemäß wurde Gurth eiligst hinweggeschleppt, und nachdem man ihn unsanft über den Rand des Hohlwegs gezerrt, sah er sich plötzlich in einem einsamen Gebüsch, das zwischen dem Hohlwege und dem freien Felde lag. Dort ward er gezwungen, seinen rohen Führern bis zur Tiefe des Schlupfwinkels zu folgen, wo sie plötzlich an einem offenen unregelmäßigen Platze hielten, der ganz frei von Bäumen war, und auf welchen das volle Mondlicht herabfiel. Hier vereinigten sich mit der Bande noch zwei andre Spießgesellen. Sie trugen kurze Schwerter an der Seite, große Knüttel in den Händen, und Gurth konnte bemerken, daß sie alle sechs Visiere vorhatten, was ihn über ihr Gewerbe vollkommen[120] aufklären konnte, wenn ihm dies ihr vorhergehendes Verfahren nicht schon sattsam erläutert hätte.
»Wie viel Geld hast Du?« fragte einer der Strauchdiebe.
»Dreißig Zechinen sind mein eigen,« antwortete Gurth mürrisch.
»Verwirkt, verwirkt!« schrieen die Räuber; »ein Sachse hat dreißig Zechinen und kommt nüchtern aus der Stadt! Ein unleugbarer Grund, warum alles an uns verwirkt ist, was er bei sich trägt.«
»Ich habe sie nur gespart, um mir die Freiheit zu kaufen,« sagte Gurth.
»Ein Esel bist Du,« erwiderte einer von den Räubern; »drei Quart Doppelbier hätten Dich so frei gemacht wie Deinen Herrn, und noch freier, wenn er ein Sachse ist wie Du.«
»Eine traurige Wahrheit,« versetzte Gurth; »doch wenn die dreißig Zechinen mir die Freiheit von euch erkaufen können, so laßt meine Hände los, ich will sie euch auszahlen.«
»Halt,« sagte der eine, der eine Art von Autorität über die andern auszuüben schien, »der Beutel, den Du trägst, enthält, wie ich durch Deinen Mantel fühle, mehr Geld, als Du uns gesagt hast.«
»Das gehört dem guten Ritter, meinem Herrn,« erwiderte Gurth, »und ich würde, seid versichert, kein Wort davon erwähnt haben, wäret ihr mit dem zufrieden gewesen, was ihr mir von meinem Eignen abnehmt.«
»Du bist ein ehrlicher Bursche,« versetzte der Räuber, »das ist ausgemacht, und wir verehren St. Nikolaus nicht so inbrünstig, daß wir Deine dreißig Zechinen nicht unangetastet ließen, wenn Du offen gegen uns bist. Einstweilen aber gib uns Dein anvertrautes Gut in Verwahrung.« Mit diesen Worten nahm er Gurth die große Ledertasche ab, in welcher sich der Beutel befand, den ihm Rebekka geschenkt hatte, sowie die übrigen Zechinen; dann fuhr er fort zu fragen: »Wer ist Dein Herr?«
»Der enterbte Ritter,« sagte Gurth.
»Dessen gute Lanze,« erwiderte der Räuber, »den Preis in dem heutigen Turniere gewann? – Welches ist sein Name und seine Herkunft?«[121]
»Er wünscht, daß dies Geheimniß bleibe,« versetzte Gurth, »und von mir werdet Ihr nichts darüber erfahren.«
»Und welches ist Dein Name und Deine Abkunft.«
»Wenn ich das sagte, so könnte auch leicht mein Herr errathen werden,« gab Gurth zur Antwort.
»Du bist ein frecher Bursche,« sagte der Räuber; »aber davon nachher! Wie kommt Dein Herr zu dem Gelde? Ist es sein Erbtheil oder wie ist es ihm zugefallen?«
»Durch seine gute Lanze ist es erworben,« antwortete Gurth. »Diese Beutel enthalten das Lösegeld für vier gute Rosse und vier gute Rüstungen.«
»Wieviel ist darin?« fragte der Räuber.
»Zweihundert Zechinen.«
»Nur zweihundert Zechinen!« sagte der Bandit. »Dein Herr ist großmüthig mit den Besiegten verfahren und hat ihnen ein leichtes Lösegeld auferlegt. Nenne uns die, welche das Gold bezahlt haben.«
Gurth that es.
»Die Rüstung und das Roß des Templers Brian de Bois-Guilbert, wie hoch wurden die ausgelöst? – Du siehst, Du kannst mich nicht betrügen.«
»Mein Herr,« versetzte Gurth, »will von dem Templer nichts nehmen als sein Herzblut. Sie haben sich auf Leben und Tod gefordert und können unter sich keine Höflichkeiten wechseln.«
»Recht,« sagte der Räuber, und schwieg einen Augenblick. »Und was wolltest Du zu Ashby thun, mit diesem Schatze in Deinem Gewahrsam?«
»Ich wollte Isaak, dem Juden von York, den Preis für eine Rüstung überbringen, mit der er meinen Herrn für das Turnier versehen hat.«
»Und wie viel hast Du Isaak bezahlen müssen? Es dünkt mich, nach dem Gewicht zu urtheilen, da müßten immer noch zweihundert Zechinen im Beutel sein.«
»Ich zahlte an Isaak achtzig Zechinen,« sagte der Sachse; »und er hat mir statt dessen hundert zurückgegeben.«
»Wie? Was?« riefen alle Räuber aus einem Munde; »Du willst uns solche Lügen aufbinden?«[122]
»Was ich euch sage, ist so wahr als der Mond am Himmel steht,« erwiderte Gurth. »Ihr werdet genau diese Summe in einem seidnen Geldbeutel und vom übrigen Golde abgesondert vorfinden.«
»Ueberleg Dir's, Mensch,« sagte der Häuptling. »Du sprichst von einem Juden, einem Hebräer, der eben so wenig Gold zurückzugeben im Stande ist, wie der trockne Wüstensand den Becher Wasser, den der Pilger darüber ausgießt.«
»Sie haben ja so wenig Mitleid,« sagte ein andrer von den Banditen, »als eines Landrichters Büttel, wenn er nicht bestochen ist.«
»Gleichwohl ist es, wie ich sage,« erwiderte Gurth fest.
»Schlag doch einer Licht an!« rief der Hauptmann; »ich will den besagten Beutel selbst untersuchen. Ist es, wie der Bursche sagt, so ist des Juden Freigebigkeit kein geringeres Wunder als der Wasserquell, der einst seine Väter in der Wüste tränkte.«
Es ward Licht gemacht, und der Räuber schickte sich an, den Beutel zu untersuchen. Die andern gruppirten sich um ihn her, und selbst die beiden, welche Gurth hielten, steckten ihre Köpfe vor, um der Untersuchung zu folgen.
Gurth benutzte diesen Augenblick der Unachtsamkeit, machte sich durch einen schnellen Ruck los und hätte entkommen können, wenn er seines Herrn Eigenthum hätte im Stiche lassen wollen.
Daran dachte er aber durchaus nicht. Er entriß vielmehr einem der Räuber seinen Knittel, schlug den Hauptmann nieder, der darauf nicht gefaßt war, und hätte sich beinahe der Tasche und seiner Schätze wieder bemächtigt. Allein die Räuber waren ihm doch zu behend, und so wurde denn der Beutel nebst dem treuen Gurth wieder fest gemacht.
»Schurke!« sagte der Häuptling, als er aufstand, »Du hast mir fast den Schädel zerschmettert, und dieser Frechheit wegen würdest Du bei andern Leuten unseres Schlages schlecht wegkommen. Aber Du sollst Dein Schicksal sogleich hören. Erst laß uns von Deinem Herrn sprechen. Die Gesetze des Ritterthums verlangen, daß des Ritters Sache der des Knappen vorausgehe. – Verhalte Dich inzwischen ruhig. Rührst Du Dich noch einmal, so wirst Du augenblicklich zur ewigen Ruhe gebracht. – Kameraden,« sagte er dann, sich zur Bande wendend »dieser Beutel ist mit hebräischen[123] Buchstaben gestickt, und ich glaube, der Bursch hat uns doch die Wahrheit gesagt. Sein Herr, der irrende Ritter muß bei uns tax- und zollfrei ausgehn. Er hat zu viel Aehnlichkeit mit uns, als daß wir von ihm Beute machen sollten; Hunde sollten Hunde nicht zausen, so lange noch an Wölfen Ueberfluß ist.«
»Aehnlickeit mit uns?« fragte einer aus der Bande; »ich möchte doch hören, wie das zu erweisen ist.«
»Nun, Du Narr,« antwortete der Hauptmann, »ist er nicht arm und enterbt wie wir? Verdient er nicht, wie wir, seinen Unterhalt mit der Schärfe des Schwertes? Hat er nicht den Front de Boeuf geschlagen, wie wir ihn geschlagen haben würden, hätten wir gekonnt? Ist er nicht der Todfeind des Brian de Guilbert, den wir so viel Ursache zu fürchten und zu hassen haben? Und wäre das auch alles nicht, wolltest Du denn ein schlechterer Kerl sein als ein Ungläubiger, ein Hebräer und beschnittner Jude? Höre, Gesell,« fuhr er zu Gurth gewendet fort, »kannst Du denn einen Knittel führen, daß Du so rasch darauf losfuhrst?«
»Ich dächte,« sagte Gurth, »das müßtest Du am besten wissen.«
»Ja, wahrhaftig, Du gabst mir einen herzhaften Schlag,« sagte der Hauptmann, »versuch es mit dem hier auch, und Du sollst ungerupft loskommen; thust Du es nicht, so muß ich mich schon, da Du ein so strammer Kerl bist, dazu entschließen, Dein Lösegeld selbst zu bezahlen. Nimm Deinen Knittel, Müller,« fügte er zu einem vierschrötigen Kerl gewendet hinzu, »nimm aber Deinen Schädel in Acht. Ihr andern laßt mir den Burschen gehen, und gebt ihm einen Knittel, es ist hier hell genug, um gehörig aufzuschütten.«
Die beiden Kämpfer schritten, mit Kampfstöcken gleichmäßig bewaffnet, in die Mitte des offnen Platzes, um das volle Mondlicht zu benutzen. Die Räuber lachten unterdessen und riefen ihrem Kameraden zu: »Du, Müller, nimm Deine Mahlmetze in Acht!« Der Müller aber faßte seinen Knittel in der Mitte an, schwang ihn wirbelnd um seinen Kopf, in der Manier, die die Franzosen faire le moulinet nennen, und rief stolz: »Komm her, Du Flegel, wenn Du Dirs getraust, Du sollst die Kraft von einem Müllerdaumen verspüren.«[124]
»Bist Du ein Müller,« antwortete Gurth unerschrocken, und ließ seine Waffe mit derselben Geschicklichkeit um seinen Kopf kreisen, »so bist Du ja ein zwiefacher Spitzbube, und als ehrlicher Mann biete ich Dir darum Trotz.«
Somit rückten die beiden Gegner dicht auf einander los und entwickelten einige Minuten lang ganz gleiche Stärke, gleichen Muth und gleiche Gewandtheit, indem jeder die Schläge seines Gegners mit äußerster Schnelligkeit zurückgab oder auffing. Wenn jemand von ferne gestanden und zugehört hätte, so würde er aus dem ununterbrochenen Klappern ihrer Waffen haben schließen müssen, daß wenigstens sechs Personen auf jeder Seite im Gefecht wären. Freilich ist der Stockkampf heut zu Tage gänzlich aus der Mode gekommen, dennoch mag der Hergang vielleicht manchen unserer Leser interessiren.
Die Kämpfer fochten lange mit ganz gleichem Erfolge, bis der Müller, da er sich mit einem so kräftigen Gegner engagirt sah, die Fassung zu verlieren begann, zumal da er hörte, wie seine Gefährten sich, wie bei solchen Gelegenheiten gewöhnlich, seiner[125] Bedrängniß freuten. Dieser Gemüthszustand war aber dem edlen Stockkampfe durchaus nicht günstig, da derselbe die größte Kaltblütigkeit erfordert. Gurths von Natur ruhiges Wesen verlieh ihm daher bald ein entschiedenes Uebergewicht, das er sich mit großer Schlauheit zu Nutzen machte.
Der Müller drang nun wüthend auf Gurth ein, theilte mit beiden Enden des Stockes Schläge aus und versuchte sich auf halbe Entfernung zu nähern. Gurth dagegen schützte Kopf und Leib auf das geschickteste, indem er seinen Stock abwechselnd mit der einen und der andern Hand schwang. Endlich bemerkte er, daß seinem Gegner der Athem ausging; sofort schwang er den Stock mit der linken Hand nach des Müllers Gesicht, und als dieser den Schlag zu pariren suchte, hatte er die Waffe schon wieder in der Rechten und traf ihn dergestalt an den Schädel, daß er der Länge nach den grünen Boden maß.
»Gut, und wie ein Hauptkerl gefochten!« schrieen nun die Räuber einstimmig; »ehrlich Gefecht – und Alt-England auf ewig! Der Sachse hat Beutel und Haut gerettet, der Müller hat seinen Mann gefunden.«
»Du kannst nun Deiner Wege gehn, Freund,« sagte der Hauptmann zu Gurth mit Einstimmung aller; »zwei von meinen Leuten sollen Dich den besten Weg zu Deines Herrn Zelte führen, und Dich vor Nachtwandlern schützen, die nicht so gewissenhaft sein möchten wie wir. Aber hüte Dich,« fügte er streng hinzu, »danach zu forschen, wer oder was wir sind, und bedenke, daß Du uns Deinen Namen auch nicht gesagt hast. Machst Du einen solchen Versuch, so wird er Dir sicher schlecht bekommen.«
Gurth dankte dem Hauptmann für seine Höflichkeit und versprach seinen Rath zu beherzigen. Zwei von den Geächteten ergriffen nun ihre Stöcke und hießen Gurth ihnen in nächster Nähe folgen. Sie führten ihn durch das Dickicht, bis sie zu einer Stelle kamen, wo sie von zwei Männern angehalten wurden. Diesen flüsterte einer von Gurths Führern ein paar Worte zu, worauf sie sich ins Gehölz wandten und die andern unbeanstandet ziehen ließen. Aus diesem Umstande schloß Gurth, daß die Bande zahlreich sein müsse, da sie so reguläre Wachtposten rings um ihr Versteck aufgestellt hatte.[126]
Als sie endlich an eine offne Stelle gelangten, und Gurth trotzdem den rechten Weg selbst zu finden Mühe hatte, führten ihn die Begleiter vorwärts auf einen Hügel, von wo aus er im Mondlichte deutlich die Schranken des Turnierplatzes und die schimmernden Zelte am Ende desselben unterscheiden konnte, deren Fähnlein im Mondlichte flatterten. In der Ferne vernahm er deutlich das Gesumm der Lieder, mit denen die Nachtwachen sich die Langeweile vertrieben.
Hier hielten die Räuber an.
»Weitergehn wir nicht,« sagten sie; »es ist nicht sicher für uns. Denke an die erhaltene Warnung, halte reinen Mund über das, was Dir die Nacht begegnet ist, es soll Dich nicht gereuen. Wenn nicht, so wird Dich auch der Tower in London nicht vor unsrer Rache schützen.«
»Gute Nacht, euch Herren!« sagte Gurth; »ich will eurer Befehle eingedenk sein, und glaubt mir nur, ich meins gut, wenn ich euch ein sichereres und ehrlicheres Gewerbe wünsche.«
Somit schieden sie, und Gurth schritt auf das Zelt seines Herrn zu, dem er trotz der empfangenen Warnung sein nächtliches Abenteuer vollständig mittheilte.
Der enterbte Ritter staunte nicht minder über Rebekkas Geschenk, das er nicht anzunehmen beschloß, als über den Edelmuth der Räuber, von deren Denkart und Gewerbe ein solches Benehmen weit ab zu liegen schien. Doch wurden seine Gedanken über diese wunderlichen Vorgänge bald gebannt, da sich das Bedürfniß, der Ruhe zu pflegen, das die Anstrengungen des vorhergehenden Tages und die Vorbereitungen auf den folgenden unabweislich machten, bei ihm einstellte.
Er ließ sich daher auf eins der weichen Polster nieder, mit denen das Zelt versehen war, und der treue Gurth streckte seine müden Glieder auf eine der Bärenhäute, die im Zelt eine Art Fußteppich bildeten, und lagerte sich quer vor dem Eingang, so daß niemand herein konnte, ohne ihn aufzuwecken.
Ausgewählte Ausgaben von
Ivanhoe
|
Buchempfehlung
Die beiden betuchten Wiener Studenten Theodor und Fritz hegen klare Absichten, als sie mit Mizi und Christine einen Abend bei Kerzenlicht und Klaviermusik inszenieren. »Der Augenblich ist die einzige Ewigkeit, die wir verstehen können, die einzige, die uns gehört.« Das 1895 uraufgeführte Schauspiel ist Schnitzlers erster und größter Bühnenerfolg.
50 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro