[514] Ebendaselbst.
Auf den Mauern erscheinen die Pucelle, Karl, Reignier, Alençon und Soldaten.
PUCELLE.
Pflanzt unsre weh'nden Fahnen auf die Mauern:
Den Englischen ist Orleans entrissen,
So hielt euch Jeanne la Pucelle Wort.
KARL.
Du göttlichstes Geschöpf! Asträas Tochter!
Wie soll ich ehren dich für den Erfolg?
Adonis' Gärten gleichet dein Verheißen,[514]
Die heute blühn und morgen Früchte tragen.
Sieg prang' in deiner herrlichen Prophetin,
O Frankreich! Orleans ist wieder dein:
Nie widerfuhr dem Lande größres Heil.
REIGNIER.
Warum durchtönt nicht Glockenklang die Stadt?
Dauphin, laß Freudenfeu'r die Bürger machen
Und jubeln, schmausen in den offnen Straßen,
Das Glück zu feiern, das uns Gott verliehn.
ALENÇON.
Ganz Frankreich wird erfüllt mit Freud' und Lust,
Wenn sie erfahren, wie wir uns gehalten.
KARL.
Nicht wir, 's ist Jeanne, die den Tag gewann,
Wofür ich mit ihr teilen will die Krone,
Und alle Mönch' und Priester meines Reichs
In Prozession ihr stets lobsingen sollen.
Ich bau' ihr eine stolzre Pyramide
Als die zu Memphis oder Rhodopes;
Und wenn sie tot ist, soll, ihr zum Gedächtnis,
Die Asch' in einer köstlicheren Urne
Als das Kleinoden-Kästchen des Darius
Bei hohen Festen umgetragen werden,
Vor Frankreichs Königen und Königinnen.
Nicht länger rufen wir Sankt Dionys,
Patronin ist nun Jeanne la Pucelle.
Kommt, halten wir ein königlich Gelag
Auf diesen siegesreichen goldnen Tag!
Trompetenstoß. Alle ab.[515]