[130] Ein Lager in Wales.
Salisbury und ein Hauptmann treten auf.
HAUPTMANN.
Lord Salisbury, wir warteten zehn Tage
Und hielten unser Volk mit Müh' beisammen,
Doch hören wir vom König keine Zeitung,
Drum wollen wir uns nun zerstreun. Lebt wohl!
SALISBURY.
Bleib' einen Tag noch, redlicher Walliser!
Der König setzt sein ganz Vertrau'n auf dich.
HAUPTMANN.
Man glaubt den König tot, wir warten nicht.
Die Lorbeerbäum' im Lande sind verdorrt,
Und Meteore drohnden festen Sternen,
Der blasse Mond scheint blutig auf die Erde,
Hohläugig flüstern Seher furchtbar'n Wechsel;
Der Reiche bangt, Gesindel tanzt und springt:
Der, in der Furcht, was er genießt, zu missen,
Dies, zu genießen durch Gewalt und Krieg.
Tod oder Fall von Kön'gen deutet das.
Lebt wohl! Auf und davon sind unsre Scharen,
Weil für gewiß sie Richards Tod erfahren.
Ab.
SALISBURY.
Ach, Richard! mit den Augen banges Muts
Seh' ich, wie einen Sternschuß, deinen Ruhm
Vom Firmament zur niedern Erde fallen.
Es senkt sich weinend deine Sonn' im West,
Die nichts als Sturm, Weh, Unruh' hinterläßt.
Zu deinen Feinden sind die Freund' entflohn,
Und widrig Glück spricht jeder Mühe Hohn.
Ab.[130]
Ausgewählte Ausgaben von
König Richard II.
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