[403] Ein Zimmer in Shylocks Hause. Jessica und Lanzelot kommen.
JESSICA.
Es tut mir leid, daß du uns so verläßt:
Dies Haus ist Hölle, und du, ein lust'ger Teufel,
Nahmst ihm ein Teil von seiner Widrigkeit.[403]
Doch lebe wohl! (da hast du 'nen Dukaten!)
Und, Lanzelot, du wirst beim Abendessen
Lorenzo sehn, als Gast von deinem Herrn.
Dann gib ihm diesen Brief, tu' es geheim;
Und so leb wohl, daß nicht etwa mein Vater
Mich mit dir reden sieht.
LANZELOT. Adieu! – Tränen müssen meine Zunge vertreten, allerschönste Heidin! allerliebste Jüdin! Wenn ein Christ nicht zum Schelm an dir wird und dich bekommt, so trügt mich alles. Aber adieu! Diese törichten Tropfen erweichen meinen männlichen Mut allzusehr. Ab.
JESSICA.
Leb wohl, du Guter!
Ach nein, gehässig ist es nicht von mir,
Daß ich des Vaters Kind zu sein mich schäme.
Doch, bin ich seines Blutes Tochter schon,
Bin ich's nicht seines Herzens. O Lorenzo,
Hilf mir dies lösen! Treu dem Worte bleib'!
So werd' ich Christin und dein liebend Weib.
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Der Kaufmann von Venedig
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