[194] Straße in Marseille.
Helena, die Witwe und Diana treten auf.
HELENA.
Doch dies unmäß'ge Reisen, Tag und Nacht,
Muß Euch erschöpfen: ändern kann ich's nicht:
Doch weil Ihr Nacht und Tag zu eins gemacht,
Daß mir zu Lieb' Ihr kränkt den zarten Leib,
Faßt Mut! Ihr wuchst so fest in meiner Schuld,
Daß nichts Euch kann entwurzeln. – Wie erwünscht! –
Ein edler Falkonier tritt auf.
Der Mann kann mir Gehör beim König schaffen,
Wenn er sein Ansehn brauchen will. Gott grüß' Euch!
EDELMANN.
Und Euch!
HELENA.
Mir scheint, ich sah Euch schon an Frankreichs Hof.
EDELMANN.
Ich war zu Zeiten dort.
HELENA.
Ich hoffe, Herr Ihr habt noch nicht verleugnet,
Was alle Welt von Eurer Güte rühmt:
Und drum, gedrängt von strenger Not des Schicksals,
Wo wir die Form vergessen, wend' ich mich
An Eure Tugend, deren ich mit Dank
Fortan gedenken will.
EDELMANN.
Was ist Eu'r Wunsch?
HELENA.
Daß Ihr geruhn mögt,
Dies arme Blatt dem König einzuhänd'gen
Und mir mit Euerm Einfluß beizustehn.
Daß er mich hören wolle.
EDELMANN.
Der König ist nicht hier.[194]
HELENA.
Nicht hier, Herr?
EDELMANN.
Nein,
Er reiste gestern nacht von hier, und schneller,
Als er sonst pflegt.
WITWE.
Gott, welch vergeblich Mühn!
HELENA.
Ende gut, alles gut! Bleibt doch mein Trost,
Ob auch die Zeit entgegen, schwach die Kraft.
Ich bitt' Euch, sagt, wohin er abgereist?
EDELMANN.
Nun, wenn ich recht gehört, nach Roussillon,
Wohin ich selber gehn will.
HELENA.
Ich ersuch' Euch,
Da Ihr den König eh'r wohl seht als ich,
Legt dies Papier in seine gnäd'ge Hand;
Ich hoff', es zieht Euch keinen Tadel zu,
Vielleicht verdient es eh'r Euch einen Dank.
Ich werd' Euch folgen mit so schneller Eil',
Wie irgend möglich.
EDELMANN.
Das soll gern geschehn.
HELENA.
Und Euer wartet einst der beste Dank,
Was auch geschehn mag. Jetzt zu Pferde wieder;
Auf, laßt uns eilen!
Sie gehn ab.
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Ende gut, alles gut
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