Neunte Szene

[111] Ebendaselbst.


Hektor tritt auf.


HEKTOR.

Du ganz verfaulter Kern, so schön von außen

Dein schmucker Panzer brachte dir den Tod. –


Mein Tagwerk ist getan, gekühlt mein Mut:

Ruh' jetzt, mein Schwert, du schwelgtest heut in Blut.


Er legt den Helm und Schild ab.


Achilles tritt auf mit seinen Myrmidonen.


ACHILLES.

Sieh, Hektor, wie die Sonne sinkt herab

Und schwarze Nacht auf ihren Spuren keucht:

Und wenn die Sonn' im Dunkel niederschwebt,

Erlischt der Tag, und Hektor hat gelebt.

HEKTOR.

Entwaffnet bin ich: dann wirst du nicht fechten!

ACHILLES.

Schlagt, Bursche, schlagt! Wir trafen hier den Rechten.

Hektor fällt.


So, Ilion, fall' auch du! Troja, stürz' ein!

Hier liegt dein Herz, dein Nerv und dein Gebein: –


Auf, Myrmidonen, ruft aus aller Macht:

Achilles hat den Hektor umgebracht! –


Horch! Rückzug wird geblasen von den Griechen!

MYRMIDONEN.

Im Troerfeld ertönt der gleiche Schall.

ACHILLES.

Die Nacht mit Drachenflügeln deckt die Flur

Und trennt die Scharen mit dem Heroldstab.

Schlaf' nun vergnügt, mein halbgesättigt Schwert,

Das gern noch mehr so leckern Fang verzehrt;

Kommt, knüpft den Leib an meines Rosses Schweife,

Daß ich ihn so um Trojas Mauern schleife.


Sie gehn ab. Es wird zum Rückzug geblasen.[111]


Quelle:
William Shakespeare: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 2, Berlin: Aufbau, 1975, S. 111-112.
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