Zweite Szene

[564] Leonato und Antonio treten auf.


LEONATO. Nun, Bruder! wo ist mein Neffe, dein Söhn? – Hat er die Musik besorgt?

ANTONIO. Er macht sich sehr viel damit zu tun. Aber, Bruder, ich kann dir seltsame Neuigkeiten erzählen, von denen du dir nicht hättest träumen lassen.

LEONATO. Sind sie gut?

ANTONIO. Nachdem der Erfolg sie stempeln wird: indes der Deckel ist gut, von außen sehn sie hübsch aus. Der Prinz und Graf Claudio, die in einer dicht verwachsnen Allee in meinem Garten spazieren gingen, wurden so von einem meiner Leute genau behorcht. Der Prinz entdeckte dem Claudio, er sei verliebt in meine Nichte, deine Tochter, und willens, sich ihr heut abend auf dem Ball zu erklären: und wenn er finde, daß sie nicht abgeneigt sei, so wolle er den Augenblick beim Schopf ergreifen und gleich mit dem Vater reden.

LEONATO. Hat der Bursche einigen Verstand, der das sagte?[564]

ANTONIO. Ein guter, ein recht schlauer Bursch: ich will ihn rufen lassen, dann kannst du ihn selbst ausfragen.

LEONATO. Nein, nein, wir wollen es für einen Traum halten, bis es an den Tag kommt. – Aber ich will doch meiner Tochter davon sagen, damit sie sich besser auf eine Antwort gefaßt machen kann, wenn es von ohngefähr wahr sein sollte. Geht doch und erzählt ihr's!


Verschiedene Personen gehn über die Bühne.


Vettern, ihr wißt, was ihr zu tun habt? – Oh, bitte um Verzeihung, lieber Freund, Ihr müßt mit mir gehn, ich bedarf Eures guten Kopfs. – Ihr, lieben Vettern, gebt acht in dieser unruhigen Zeit!


Alle ab.


Quelle:
William Shakespeare: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 1, Berlin: Aufbau, 1975, S. 564-565.
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