[14] Marzelline allein.
MARZELLINE. Der arme Jaquino dauert mich beinahe. Kann ich es aber ändern? Ich war ihm sonst recht gut, da kam Fidelio in unser Haus, und seit der Zeit ist alles in mir und um mich verändert. Ach! Sie seufzt verschämt. Aus dem Mitleiden, das ich mit Jaquino habe, merke ich erst, wie sehr gut ich Fidelio bin. Ich glaube auch, daß Fidelio mir recht gut ist, und wenn ich die Gesinnungen des Vaters wüßte, so könnte vielleicht mein Glück bald vollkommen werden.
Nr. 2. Arie
MARZELLINE.
O wär' ich schon mit dir vereint
Und dürfte Mann dich nennen!
Ein Mädchen darf ja, was es meint,
Zur Hälfte nur bekennen.
Doch wenn ich nicht erröten muß
Ob einem warmen Herzenskuß,
Wenn nichts uns stört auf Erden –
Die Hoffnung schon erfüllt die Brust
Mit unaussprechlich süßer Lust,
Wie glücklich will ich werden!
In Ruhe stiller Häuslichkeit
Erwach ich jeden Morgen,
Wir grüßen uns mit Zärtlichkeit,
Der Fleiß verscheucht die Sorgen.
Und ist die Arbeit abgetan,
Dann schleicht die holde Nacht heran,
Dann ruhn wir von Beschwerden.
Die Hoffnung schon erfüllt die Brust
Mit unaussprechlich süßer Lust,
Wie glücklich will ich werden!
Ausgewählte Ausgaben von
Fidelio
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