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1883 | 11. August: Ernst Maria Richard Stadler wird in Colmar geboren. |
1886 | Er wächst in Straßburg auf, wo sein Vater Ministerialrat und Kurator an der Kaiser-Wilhelms-Universität ist. Stadlers lyrisches Frühwerk ist typisch für einen jungen Autor nach der Jahrhundertwende. Mit Einflüssen verschiedener Herkunft (z.B. Volkslieder oder der dithyrambische Stil Nietzsches, Richard Dehmel, Detlev von Liliencron und Arno Holz). In dieser Zeit entstehen die Baldur-Bruchstücke. |
1902–1903 | Frühjahr: Noch vor dem Abitur am protestantischen Gymnasium stößt er zu der Gruppe »Jüngstes Elsaß«, schriftstellerisch ambitionierte Altersgenossen, die sich zum Ziel gesetzt haben, eine künstlerische Renaissance in ihrer Heimat herbeizuführen. Enge freundschaftliche Beziehungen pflegt Stadler besonders zu René Schickele, ihrem Wortführer, und zu Otto Flake. Stadler veröffentlicht Gedichte, Rezensionen und Artikel in den beiden Zeitschriften des Kreises, »Der Stürmer« (Juli bis November 1902) und »Der Merker« (April/Mai 1903). |
1904 | Das Studium der Germanistik, Romanistik und Vergleichenden Sprachwissenschaft in Straßburg (dann in München) schließt er mit einer Promotion »Über das Verhältnis der Handschriften D und G von Wolframs Parzival« (Straßburg 1906) ab. |
1905 | Stadlers erste Buchveröffentlichung, der Gedichtband »Praeludien« (Straßburg 1905, recte 1904) erscheint. Der Band ist ganz den Strömungen der neuromantisch-symbolistischen Poesie verpflichtet. Besonders deutlich wird die Nähe zu Stefan George, bis hin zur Übernahme von dessen Interpunktion, und zu Hofmannsthal, dem das abschließende Spiel »Freundinnen« zugeeignet ist. Stadler übersetzt außerdem den französischen Symbolisten Henri de Régnier. |
1908 | Mitte des Jahres: Er setzt seine Ausbildung als Stipendiat der Cecil-Rhodes-Stiftung in Oxford fort. Dort entsteht seine Habilitationsschrift über Wielands Shakespeare-Übersetzung (Straßburg 1910). Wintersemester: Stadlers Lehrtätigkeit als Privatdozent an seiner Heimatuniversität beginnt. |
1909 | Veröffentlichungen in der »Straßburger Neuen Zeitung«. |
1910 | Während des Sommersemesters hält er sich erneut in Oxford auf, wo ihn ein Ruf als Dozent an die Universität Brüssel erreicht. Nach einer fünfjährigen, mit wissenschaftlichen Arbeiten ausgefüllten Phase knüpft Stadler dichterisch zunächst an den »Praeludien«-Stil an, wendet sich dann aber davon ab. In Rezensionen und Essays, die zu den wichtigsten literaturkritischen Zeugnissen des frühen Expressionismus gehören, erläutert er diese Wende. Mit seiner Forderung nach einer »unbedingten Zusage« der Kunst an die Gegenwart gewinnt Stadler als Kritiker erheblichen Einfluß auf die Entwicklung der jungen Literatur. |
1911 | März: Stadler verwendet erstmals die sich einer hymnischen Prosa nähernden gereimten Langzeilen, die zum charakteristischen formalen Modell seiner Gedichtsammlung »Der Aufbruch« (Leipzig 1914) werden. Veröffentlichungen in der »Aktion«. |
1912 | »Professeur extraordinaire«. |
1913 | Herbst: Stadler stimmt einer Berufung als »associate professor« nach Toronto zu. Seine Einberufung gleich zu Anfang des Ersten Weltkriegs als Reserveleutnant verhindert das jedoch. 30. Oktober: Er fällt nach drei Monaten in Flandern (Zandvoorde bei Ypern). Seine Grabstätte befindet sich in Ruprechtsau auf dem dortigen Friedhof. |