Dieselbe Szene. Sturm.
Elsabe hantiert am Herd, sieht ungeduldig bald in den einen, bald in den anderen Topf; dann wieder hinaus. Lütt-Hein sitzt mit den Knieen auf dem Sofa am Tisch, baut Kartenhäuser.
ELSABE legt Kohlen aufs Feuer. Dat se ok nich to 'n Eeten kamt! Vader is nich nah Hambog fohrt, seggst Du?
HEIN ruhig bauend. Nee.
ELSABE. Hest Du denn ok an Burd würklich ornlich toseihn? Un he wär nich dor?
HEIN. Nee.
ELSABE. Hest ok ropen?
HEIN. Düchdig lut.
ELSABE. Un he käm nich?
HEIN schüttelt den Kopf.
ELSABE. Un Hugo-Unkel wußt ok nich, wo he wär?
HEIN schüttelt und bläst die Kartenhäuser um. Hallo!
ELSABE. Nu hör doch op mi! Wär Hugo denn noch bie, de Netten to reinigen?
HEIN baut von neuem auf. Ja.
LISBETH kommt in die Tür. Ah – guten Tag! Geht schnell auf Elsbe zu, schüttelt ihr die Hand. Guten Tag, Elsbe![95]
ELSABE. Goden Dag, Lisbeth.
LISBETH sieht sie scharf an. Dacht' ich mirs doch! Zieht sich die Handschuh aus, wirft sie auf den Tisch. Ich hab auch die erste Zeit geweint – vor Wut! – Aber es ist schließlich doch die eigene Mutter. – Na du Bengel? Guten Tag! gib die Vorderpfote!
HEIN. Goden Dag, Tante!
LISBETH. Tag, mein Engel! Du Zuckersnut! Holt ein Stück Schokolade aus der Tasche. Da! Diesmal hab ich 's nicht vergessen. Magst Du denn überhaupt Schokolade?
HEIN nickt.
ELSABE ist ebenfalls an den Tisch gekommen. Wat seggst Du denn?
HEIN. Danke!
ELSABE. Ornlich!
LISBETH. Laß ihn doch.
HEIN reicht Lisbeth die Hand. Ick dank ok, Tante Lisbeth!
LISBETH. Und ich bitte schön! Du bist ja 'n klein gediegener Bengel! Dreht sich zu Elsabe. Du, ich war schon bei Mudder. Ich wollt sie wieder mitnehmen; meinst, daß sie mitwill? ›Nee, ick will mi hier erst 'n beeten utruhn!‹ Ja, sag ich, das kannst Du bei uns auch. Wenn Du Dich man ruhig hinsetzen willst! Du brauchst ja nicht den kleinen Finger ins Wasser zu stippen; dann gehts los: ›Denn sall ick ... Gnadenbrot‹ ... na, weißt ja Bescheid.[96]
ELSABE. Na, ja.
LISBETH. Kinners, ist das bloß 'n Wetter draußen – gräßlich! Elsbe, das hättest Du sehen müssen, wie der olle Radkasten hin und her taumelte, wie besoffen. Denn dräht sich das eine Rad in der Luft, denn das andere; und der lütte Schornstein stöhnte und qualmte – gräßlich! Da konnt man richtig sonn' Vorgeschmack kriegen von Seekrankheit. – Ja – was ich sagen wollte – Willem war auch erst bei Mudder, hatte sich's recht gemütlich gemacht – seit wann geht er denn in die Wirtschaft? Er sitzt jetzt in der Harmonie und trinkt.
ELSABE innerlich getroffen. – Na, dann weit ick ja, wo he is. Ick kunn mi 't ok all gornich erklärn.
LISBETH. Ihr habt doch nichts mitnander gehabt?
ELSABE. Nee. Nich wieder, as dörch Mudder ...
LISBETH. Na, die ist weg, das läßt sich schnell kurieren. Donnerwetter! ich muß machen. Ich wollt bloß mal vorsehn. Die Mudder hatte mir 'ne Karte geschrieben, und da bin ich eben mal runter gekomm'n. Ha, ich möchte doch wissen, wie lange sie es da wieder aushält; dann kommt sie wieder zu mir. Wir beiden können uns immer noch am besten vertragen; das geht nach dem einen Ohr rein und nach dem andern wieder raus. – Nimmt ihre Handschuhe. Atüs, mein lütten Hein! Ich will nun doch los. Wir haben nämlich Kaffeeklatsch mit Klimbim, das eine olle Eckschrank spielt Zitter – gräßlich! Du wartest wohl mit Mittagessen?[97]
ELSABE die wieder an den Herd gegangen ist und die Töpfe abgezogen hat. Ja, Hugo wull noch teuben, bit Willem kummt, aber de kummt ja nich.
LISBETH. Ich hab heut überhaupt kein Mittag gemacht. Mein Mann schlägt sich selbst 'n paar Eier in die Pfanne, wenn er nach Hause kommt. Geht ganz gut. Aber sowas sollten wir man bloß mal versuchen, wenn die Mudder bei uns ist. Da kommt Hugo ja schon.
HUGO kommt über den Deich und herein. Na, Geelgoos?
LISBETH. Tag' Grobian! Hör mal, Du siehst reizend aus! einfach süß. Hahaha! Hat denn der Dampfer schon getutet?
HUGO. Ja, einmal.
LISBETH will ab. O, dann muß ich weg.
HUGO. Hest noch Tiet. De Damper liggt hier ganz baben an' Stack. Dat Wader steiht bit an' Diek rann. De oll Westwind driwt dat Wader immer nah de Elw rinn. Op See sall 't ja gräßlich hergahn. De von Appen is all futsch. War all vörgestern fällig un nirgends inlopen; wär sonn' feinen Kutter. Dor geiht noch mehr fleiten.
ELSABE. Darum will Willem ok von Dag noch nich fohrn? All drei Dag liggt he hier rum.
HUGO. De is öberhaupt siet Freidag gorkein Kerl mehr, wie umkippt. He gläuwt ganz gewiß, do passiert wat.
LISBETH. Das muß aber auch gräßliches Wetter sein auf See. Ich hab heut morgen man gelesen, daß[98] gestern an zwanzig Schiffe bei Cuxhaven eingelaufen sind, um den Sturm abzuwarten. In Hamburg gings heut morgen am Stintfang immer bum! bum! bum! Die erwarten das schönste Hochwasser.
HUGO. Dat möt s' nu all hem. Bie uns steiht dat Wader ja all rundum bit an' Diek Zeigt aus der Tür. kiek hen! Op de Lüneborger Sied, dor bie Prigges mokt se denn Diek starker, fohrt man immer Sand op. Dor is hüt morgen all wat rutscht.
LISBETH. Na, wenn hier mal das Wasser ins Land kommt, das muß gräßlich sein.
HUGO. Kannst Di to verlaten. Sowiet kummt 't aber nich.
Der Dampfer tutet zweimal ganz in der Nähe.
LISBETH. O! ich muß noch mit. Atüs!
ELSABE. Ja, nu ward 't Tiet. Atüs!
HUGO. Brukst no nich to lopen. Atüs!
LISBETH. Denn haltet Euch schön munter, ich komm bald mal wieder runter, Lacht. 'n Reim! Das bedeutet was Gutes!
ELSABE lächelnd. Hest Du dat ok an Di?
LISBETH. Wenn man das so alle Minuten von der Mudder hört, nu, da muß es einem ja schließlich ins Blut übergehen. Glauben aber tu ich nur dran, wenn es etwas Gutes bedeutet! Lacht. Adieu allesam! Ab.
HUGO. Oll Zapperliese! De steiht dat Mul ok kein' Oogenblick still; dat geiht immer as sonn' Windmöhl Schnell. dat, dat, dat, dat, da![99]
ELSABE an den Herd gehend. Na, lat s' doch, se hett ok wieder nichs um de Ohrn. – Denn wöllt wi man wat eeten.
HUGO setzt sich aufs Sofa. Nee, för mi nichs opsetten, ick hew all wat eeten.
ELSABE. Nanu?!
HUGO. Ick har de Meisterknechts weder 'n por Rochen mitbröcht. Nu hett s' mi dor sonn Patschon henslept, dat ick mi ganz dickfreten hew. 'n Sluck to drinken kannst mi geben.
ELSABE. Wat sall denn darut warden? Gestern is Willem nich to Middag kamen, hüt kümmt he nich; un nu wist Du ok all nichs eeten. Denn kann 'ck dat koken ja man ganz opgeben. – Willem will mi man bloß dormit argern, dat he nichs itt; he weit, sowat kann mi am meisten kränken.
HUGO den Lütt-Hein kitzelnd, der sich lachend auf dem Sofa wälzt. Hett all sien Öbergang, säd de Voß, dunn tröcken se em dat Fell öber de Ohrn – Du Klabautermann!
ELSABE. So is 't ok man, he will mi dat Fell bloß öber de Ohrn trecken.
HUGO. Har ick dat man bloß nich seggt! Du paßt ja nu ok all op jedes Wurt op.
ELSABE ihm eine Tasse Kaffee eingießend. Argerlich bin ick! Ick künn mi in Stücken rieten! Is denn dat 'n Sak? Ick lur hier op em mit Middag, un he liggt in 'e Wirtschaft rum?![100]
HUGO. Wer hett denn dat seggt?
ELSABE bringt ihm den Kaffee. Lisbeth! Hest Du't denn nich weeten?
HUGO. Weeten nich, nee – aber ick hew mi dat dacht.
ELSABE. Dat is ja bald nich mehr uttoholln! He kickt mi nich an, he spreckt nich, he breckt nich, he ästemiert mi gornich!
HUGO trinkt, wärmt sich die Hände an der Tasse. Lat 'n. – Most nich dornah fragen. – Da kümmt he ja.
ELSABE etwas freier, geht sofort an den Herd. Na, endlich.
WILLEM tritt ein, schläfrig, hält den Arm wie zum Schutz über die Augen, als er nach dem Sofa hin sieht; behält seine Mütze auf. Ick dacht mi 't woll, dat Du hier wärst. – Hest all wat eeten? Ick weit nich – ob wi am Abend doch fohrt?
ELSABE zu Hugo und Hein. Gaht dah mal dahl von 't Sofa, dat is Willem sien Platz.
WILLEM. Bliwt man ruhig sitten. Beide stehen doch auf, er setzt sich hin. Ick bin so matt un meud in 'e Glieder.
ELSABE trägt Teller auf den Tisch. Nu wist doch woll erst wat eeten?
HUGO. Ja – ick wür mi ja ruhig rutwagen. Veel slimmer, as wi 't de letzte Fohrt dörchmaken mößt hem, is 't ok nich. Un wenn wi in See sind, is 't[101] woll lang vorbie. Man de Stürung kann ick nich alleen öbernehmen. Wenn Du wankelmeudig bist, denn is 't all lang nichs. – Weißt all – von Appen? –
WILLEM nickt; legt sich mehr über den Tisch, rührt dabei gegen einen Teller; er streicht sie ohne ein Wort und ohne eine Spur äußerlicher Erregung ruhig vom Tisch und sieht wieder, als sei nichts geschehen, auf Hugo. – Ja, ick hew 't hört.
HUGO blickt heimlich auf Elsabe. Na – ja – ick segg – von Appen is hen. Drei Dag hett he hier rumwunnert, ganz benaut is he fohrt – un kümmt nie weder.
ELSABE hat am Herd Suppe aus einem Topf in eine Terrine gegossen. Sie erschrickt, als ihr Mann die Teller zu Boden wirft, hält sich einen Augenblick am Schrank, zittert, sieht ihn groß an. – Läuft endlich auf Lütt-Hein zu, nimmt ihn auf den Arm. Kumm, fast 'n beeten slapen – Eiligst mit ihm links ab.
HUGO sieht ihr nach. Dat harst nich nödig hat. Se hett kein Schuld!
WILLEM. Gah mi los! hier handelt sick 't nich um Schuld. As mi Mutter so mir nichs Dir nichs nah all dat Pech ehr ganzes Geld op denn Ewer gew, donn hew ick mi 't tosworen: Du sast 't mal god hem bie uns! Un seit de Stünn' hew ick Glück! Mit jede Fohrt hew ick Glück! Du weißt 't ja! Nu bin ick rut ut 'n Gröwsten. Ick künn Mudder dat Geld trüchgeben, morgen in' Dag! Aber ick will wetten, dormit geiht mi dat Glück von' Schipp![102]
HUGO. Verlangt Mudder denn dat?
WILLEM. Nee, nee!
HUGO. Na, ja – denn lat s' doch bliewen, wo se is. Se kriegt von uns monatlich ehr Deil, Lisbeth giwt ok wat to ...
WILLEM. Dat will s' ja eben nich! Se will kein to Gnad leben, se will ehr Brot verdein'!
ELSABE kommt zurück, tut nun alles eilig und verstört; nimmt die Scherben auf und bringt sonst alles in Ordnung; horcht dabei immer auf das Gesprochene, sieht hin und wieder zu den Beiden hinüber.
HUGO. Wenn s' man verdräglich is un ehr Wür 'n beeten in acht nehmen deiht, kann s' dat ja ok.
WILLEM. Verdräglich, seggst Du! Se seggt mal n' Wurt toveel, gewiß, alles wat recht is. Wat hett se aber ok alls hinner sick? Süh, ick as de Öllst, hew alles mitbielewt, ji jüngern sind nich veel dorvon gewohr worden. Vader sät in 'e Wirtschaften rum, un Mudder stünn de Nachten dörch an 'e Waschbalge! Vaders wegen harn wi verhungern un verkamen künnt, Mudder hett uns dörchsleept! Dorbie is se hart worden, wie 'n Kerl! – Schlägt auf den Tisch. Verdammi! is denn dat 'n Wunner?! Lat ehr dat man erst ein nahmaken.
ELSABE am Schrank. 'n anner Fru, wat 'n richtige Mudder to ehr Kinner is, har dat ok dahn. Ick güng för mien Kinner dorch 't Für!
WILLEM als wenn er das garnicht hört, ruhig zu Hugo gewandt. Ick segg, dat sall ehr erst mal ein nahmaken![103]
ELSABE. Ich mak ehr 't nah!
WILLEM wie zuvor, sehr laut. Dat sall ehr erst mal ein nahmaken, segg ick!
HUGO. Gewiß, Mudder hett 'n Barg för uns Kinner dahn, dat süht ein mit 'n halbes Oog. Aber darum brukt se doch noch lang nich jeden Minschen för 'n Swien oder Süper to holln! Bloß se allein kann alls, versteiht alls, un seggt nie 'n Wurt toveel. Un dobie is grad se dejenige.
ELSABE. So is 't ganz recht seggt!
WILLEM. Dat sind man Wür bie Mudder, se meint dat nich so.
ELSABE. Aber se seggt dat doch!
WILLEM wie vorher. Se meint dat nich so! Wenn eine Fru so het hendörch mößt, denn ward se anners, as anner Frun, denn het se ok ein Recht, anners to sien! Arbeit Du mal Nacht för Nacht dorch, bit morgens hento. Wenn de Dag an to schienen füng, käm Vader to Hus, vull, dat he sick knapp toholln künn. Ji leegen denn fein un sleepen. As 't an slimmsten wär, wärst Du noch garnich geborn. Ick aber mößt denn rut ut de Klapp. Wi beiden bröchten em denn to Bett, weinen künn Mudder all gornich mehr! starr un kolt deh se alles – so Nacht vör Nacht – süh, denn ward ein hart! – – – Ick mößt denn los, morgens Klock fief, in Winter wär 't noch stickenhimmelbalkendüster, noh 'n grotes Pangschonat – twindig un ok vieruntwindig Por quutschennatte[104] Stebel har ich blank to putzen – Morgen för Morgen – un denn har ick 'n Stünn to loopen, un mößt Klock acht in 'e School sien. – Süh, dorvon weit ick, wur 't togahn kann op 'e Welt, un dorum segg ick: Mudder kann nich anners sien! Uns' Pflicht is 't, dat wi se hochholln!
HUGO. Gewiß! Dat sall ok kein Minsch afstrieden. Aber Mudder wär dommols al so! Ick bin in letzte Tiet veel mit Vader tosam weest, mehr as ji all.
WILLEM. Soveel as von Di, höl he ok von kein' von uns! 't wär, as wull he wat god maken.
HUGO. Na, jä – Ick kenn em beeder as ji! Dat ein' lat ick mi nu gornich afstrieden: wär he von Mudder beeder nahmen worden, he wär 'n annern Kerl weest!
WILLEM. Dat kannst Du nich so gewiß seggen, he hett all vorher drunken.
HUGO. Dat hett he eben nich!! Ick bin Mudder in letzt Tiet, as ick bie ehr wär, mal to Kleed west, wie se dat immer seggen künn. Vader, wenn he ok meist 'n Lütten hat hett, sah de Wohrheit: för föftein Penn Snabs, da hett he drei Dag to 'n Abenbrot genog an hatt! So is 't!
WILLEM. Hett Mudder dat denn togeben?
HUGO. Gewiß hett Mudder dat togeben! Dat wär man de ersten por Johr, säh se. Verflucht! Dat is doch genog! Ick will mien' Kopp missen! Har se Vader 'n beeten weiker nahmen, de har dahn, wat se[105] wullt har! Nahgeben har s' em mößt, wo se künnt har ...
ELSABE hält mit arbeiten ein und hört genau zu.
HUGO. – wenn 't ok erst 'n beeten weihdahn har. Aber he wär sonn' Kerl, wenn he denn nahher sien Unrecht inseig, denn wär he so weik, dat em Tranen in 'e Oogen kämen. Ick hew em häufiger so seihn, un he hett mi leed dahn! – Aber Mudder let em garnich sowiet kamen, immer brüllt se gegenan!
WILLEM. – Hm – jä ick weit nich, wat ick dortau ... ganz Unrecht is 't jawoll nich.
HUGO. Du dörfst mi op 't Wurt glöben, Willem! ick kenn Vader! Wenn 'n Striet weest wär, glieks wek un mißmeudig! Na, Du mößt doch ... Dreht sich auf seinem Stuhl. ick har bald seggt: mit Di is 't ja grad so! – Süh! un denn güng he to 'n Drinken!
ELSABE wirft entschlossen ihre Arbeit hin und geht eilig links ab.
WILLEM. Jä – wenn man dat so hört – unmöglich is 't nich. Ick will Vader nich Unrecht dohn, gewiß nich, aber dat Mudder de Schuld – – nee ...
HUGO. Dat seggt kein'! Schuld hem alle beide, de ein sowoll wie de anner.
ELSABE ein Tuch um Kopf und Schulter, kommt zurück, geht eilig zur Tür hinaus und nach links.
HUGO. Man dat Vader allein de Schuld hett, dat is nich wohr, segg ick! nie un nimmer! Sieht Elsabe nach.[106]
WILLEM. – Gewiß, Mudder hett ok mit Schuld, aber de meiste hett doch Vader.
HUGO. Ok nich! im Gegendeil! – Dor geiht se hen!
WILLEM. Lat s'.
HUGO. Se holt Mudder weder!
WILLEM schrickt doch etwas auf. Na, dat glöw ick noch nich.
HUGO. Sast seihn – wat ick Di seggt hew.
WILLEM. Wennt so is, denn fohrt wi hüt abend noch! un wenn 't hult un brummt!!
Vorhang.
Ausgewählte Ausgaben von
Mudder Mews
|
Buchempfehlung
Schon der Titel, der auch damals kein geläufiges Synonym für »Autobiografie« war, zeigt den skurril humorvollen Stil des Autors Jean Paul, der in den letzten Jahren vor seiner Erblindung seine Jugenderinnerungen aufgeschrieben und in drei »Vorlesungen« angeordnet hat. »Ich bin ein Ich« stellt er dabei selbstbewußt fest.
56 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro