145.

[304] Den Memoiren von Mrs. Hutchinson entnehme ich[304] folgenden merkwürdigen Beweis für den Wahnsinn der Kristallbildung (I, 83):

»... Er erzählte Mr. Hutchinson die Geschichte eines Fremden, der sich vor kurzem in Richmond niedergelassen hatte, um daselbst einige Zeit zu bleiben. Bei seiner Ankunft fand er alle Welt über den eben erfolgten Tod einer Dame schmerzlich bewegt. Überall hörte er dieselbe Klage, so daß er sich schließlich nach Einzelheiten aus dem Leben dieser allgemein betrauerten Dame erkundigte. Er fand an diesen Mitteilungen ein so starkes Interesse, daß ihm gar nichts anderes mehr Freude bereitete, und bald mochte er keine andere Unterhaltung mehr anhören, verfiel in die tiefste Schwermut, suchte überall nach den Spuren der Verstorbenen, verbrachte ganze Tage in Schmerz und Tränen und starb nach wenigen Monaten vor Verzweiflung. Und diese Geschichte war buchstäblich wahr.«

Quelle:
Von Stendahl – Henry Beyle über die Liebe. Jena 1911, S. 304-305.
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