[291] Wenn es überhaupt einen Zeitpunkt gibt, an dem die[291] Gefangenschaft – nach der landläufigen und von gewöhnlichen Menschen als vernünftig bezeichneten Anschauung – erträglich ist, so müßte es der sein, an dem ein armer Gefangener nach mehreren Jahren Gefängnis nur noch ein bis zwei Monate bis zur Wiedererlangung der Freiheit zählt. Aber die Kristallbildung will es anders. Der letzte Monat ist qualvoller als die letzten drei Jahre. Man hat mir berichtet, daß im Gefängnis von Melun mehrere langeingekerkerte Sträflinge wenige Monate vor dem Tage ihrer Entlassung vor Ungeduld gestorben sind.
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Über die Liebe
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