Einhundertundvierzehntes Kapitel.

[303] – Können Sie mir nicht rathen, wandte sich Phutatorius zu Gastripheres, der ihm zunächst saß, – wie man die Hitze herauszieht? man kann sich in solcher dummen Sache doch nicht an den Wundarzt wenden. – Fragen Sie Eugenius, erwiederte Gastripheres. – Das hängt, sagte Eugenius und that, als ob er von der Sache gar nichts wisse, – davon ab, was für ein Glied beschädigt ist. Ist es ein zartes Glied und ein solches, das man leicht umwickeln kann – Es ist Beides, sagte Phutatorius und legte, während er sprach, mit bedeutsamem Kopfnicken[303] seine Hand auf das fragliche Glied, wobei er zu gleicher Zeit sein rechtes Bein etwas aufhob, um ihm Raum und Luft zu machen. – In dem Fall, sagte Eugenius, rathe ich Ihnen, nicht mit allerlei zu quacksalbern; schicken Sie in die nächste Buchdruckerei und versuchen Sie es ganz einfach mit einem weichen, eben aus der Presse gekommenen Druckbogen; sie brauchen ihn nur herumzuwickeln. – So viel ich weiß, sagte Yorick (der neben Eugenius saß), ist dabei nicht das feuchte Papier die Hauptsache, obgleich es kühlt, – sondern was eigentlich hilft, ist die Druckerschwärze, womit das Papier bedeckt ist. – Ganz recht, sagte Eugenius, und sie ist von allen äußerlichen Mitteln, die ich empfehlen möchte, das schmerzstillendste und sicherste.

Wenn es also die Druckerschwärze ist, die hilft, sagte Gastripheres, so wäre es vielleicht noch besser sie auf einen Lappen zu streichen und so aufzulegen. – Da würde er ja schwarz wie der Teufel werden, entgegnete Yorick. – Und dann, setzte Eugenius hinzu, entspräche es auch dem Zwecke nicht, der nach der bestimmten und klar angesprochenen Verordnung der Fakultät nur dadurch erreicht werden kann, daß es halb Papier und halb Druckerschwärze ist; denn, sehen Sie, wenn der Druck (wie er sein soll) sehr klein ist, so haben die heilenden Theilchen, die in dieser Form in Kontakt kommen, den Vorzug, so außerordentlich fein und so mathematisch gleich vertheilt zu sein (nur die Absätze und die Initialen machen eine Ausnahme), daß keine Kunst noch Anstrengung dies mit dem Spatel zu Stande bringen könnte. – Es trifft sich sehr glücklich, entgegnete Phutatorius, daß gerade die zweite Auflage meines Buches de concubinis retinendis unter der Presse ist. – Da können Sie irgend einen Bogen davon nehmen, sagte Eugenius, gleichviel welchen. – Vorausgesetzt, sagte Yorick, daß er nicht schmutzig ist.

Man druckt jetzt eben am neunten Kapitel, erwiederte Phutatorius, dem vorletzten des ganzen Buches. – Bitte, wie ist das Kapitel überschrieben? fragte Yorick höflich, indem er sich gegen Phutatorius verbeugte. – Ich glaube: »de re concubinaria« antwortete Phutatorius. –[304]

Dann, um's Himmels willen, nehmen Sie sich vor dem Kapitel in Acht, sagte Yorick.

Jedenfalls, setzte Eugenius hinzu.

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 1, Leipzig, Wien [o. J.], S. 303-305.
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