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[212] Meines Vaters Sammlung war nicht groß, aber um desto interessanter; es hatte einige Zeit gekostet, sie zu Stande zu[212] bringen; gleich anfangs hatte er das große Glück gehabt, Bruscambillo's Prolog über lange Nasen fast für nichts zu bekommen, denn er gab dafür nur drei Kronen, was er einzig und allein dem Scharfblick des Antiquars verdankte, der sogleich bemerkte, mit welcher Begierde mein Vater nach dem Buche griff. – In der ganzen Christenheit, sagte der Antiquar, giebt es nicht drei Bruscambillos, außer den wenigen Exemplaren, welche in einigen namhaften Bibliotheken an Ketten liegen. – Mein Vater warf das Geld mit Blitzesschnelle auf den Tisch, steckte seinen Bruscambillo in den Busen und eilte damit von Picadilly nach der Köhlerstraße, als ob er einen Schatz nach Hause trüge; nicht ein einziges Mal nahm er unterwegs seine Hand davon.
Für die, welche etwa nicht wissen sollten, weß Geistes Kind dieser Bruscambillo ist, – denn einen Prolog über lange Nasen kann zuletzt Jeder schreiben, – wird es nicht unzweckmäßig sein, wenn ich mich im Gleichnisse so ausdrücke, daß mein Vater, kaum zu Hause angekommen, sich an seinem Bruscambillo ergötzte, wie – zehn gegen eins gewettet – Ew. Wohlgeboren sich an Ihrer ersten Geliebten ergötzt haben werden, d.h. vom Morgen bis zum Abend, was den Verliebten allerdings gar köstlich vorkommen mag, der Umgebung aber wenig oder keine Unterhaltung gewährt. Bemerken Sie, daß ich mit meinem Gleichnisse nicht weiter gehe; meines Vaters Augen waren größer als sein Appetit, seine Heftigkeit größer als seine Befriedigung, – er kühlte ab – seine Neigungen theilten sich – er fand Prignitz, erwarb Scroderus, Andrea Paräus, Bouchets Abendunterhaltungen und vor Allem den großen und gelehrten Hafen Slawkenbergius, von dem ich gelegentlich so viel zu sagen haben werde, – daß ich jetzt gar nichts sagen will.
Ausgewählte Ausgaben von
Tristram Shandy
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