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[156] Ein Jeder, Madame, der über Ursache und Wirkung nachdenkt und den erstaunlichen Blutandrang im Gesichte meines Vaters bemerkt hätte, wodurch er – da, wie gesagt, alles Blut ihm ins Gesicht zu schießen schien – malerisch und wissenschaftlich zu reden, gewiß um sechs und eine halbe Tinte, wenn nicht um eine ganze Oktave über seine natürliche Farbe hinaus erröthete, – ein Jeder, Madame (Onkel Toby ausgenommen), der dies und dazu das heftige Zusammenziehen der Augenbrauen, sowie die außerordentliche Verrenkung des Körpers während dieses Vorganges bemerkt hätte, würde daraus geschlossen haben, mein Vater befinde sich im Zustande des Zornes, und wäre er ein Liebhaber jener Art von Harmonie gewesen, die daraus entsteht, daß man zwei Instrumente auf denselben Ton stimmt, so würde er das seinige auf dieselbe Höhe geschraubt haben – dann wäre der Teufel losgegangen und das ganze Stück hätte heruntergespielt werden müssen, wie die sechste Scarlatti'sche Sonate, con furia, wie toll. – Hier bitte ich um einen Augenblick. Was in aller Welt hat con furia, con strepito, oder derlei Hurreburre, wie es immer heißen mag, mit der harmonischen Kunst zu thun?
Ein Jeder, sage ich, Madame, nur nicht mein Onkel Toby, dessen Herzensgüte jede Bewegung des Körpers so milde auslegte, als es die Bewegung nur immer zuließ, wäre zu dem Schlusse gekommen, daß mein Vater im Zorn sei, und würde dies tadelnswerth gefunden haben. Mein Onkel fand nichts tadelnswerth, als daß der Schneider die Tasche so tief angebracht hatte; deshalb blieb er ganz ruhig sitzen, bis mein Vater sein Taschentuch herausgezogen hatte, und sah ihm die ganze Zeit über mit unaussprechlicher Gutmüthigkeit gerade ins Gesicht. Endlich fuhr mein Vater folgendermaßen fort:
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Tristram Shandy
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