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[260] Vergleiche ich, sagte mein Vater, den Menschen mit einem künstlich gebauten Fuhrwerke, so ist dasselbe zwar künstlicher als alle andern, aber zu gleicher Zeit auch so zart und so zerbrechlich, daß es von den plötzlichen Stößen und den harten Püffen, denen es auf seinem rauhen Wege nicht ausweichen kann, täglich zehnmal zerschellt und zertrümmert werden würde, wenn nicht etwas in ihm wäre, Bruder Toby, das – Dieses Etwas, sagte mein Onkel Toby, ist, meine ich, die Religion. – Kann sie meinem Kinde eine Nase ansetzen? rief mein Vater und schlug, indem er den Finger fahren ließ, mit der einen Hand in die andere. – Sie richtet uns auf, sagte mein Onkel Toby. – Figürlich gesprochen, mag das sein, ich gebe es zu, lieber Toby, sagte mein Vater; aber das Etwas, das ich meinte, ist die Elasticität unseres Geistes, die als Gegengewicht des Uebels dient, und die, gleich der Sprungfeder in einem gut gebauten Wagen, zwar nicht den Stoß verhindern kann, aber ihn auffängt und macht, daß wir ihn weniger fühlen.
Nun sieh, lieber Bruder, fuhr mein Vater fort und brachte seinen Zeigefinger wieder in die alte Lage, denn er näherte sich jetzt dem Hauptpunkte: – wäre mein Kind heil zur Welt gekommen, unbeschädigt an jenem köstlichen Gliede, so hätte ich – wie thöricht und ausschweifend meine Ansicht über Taufnamen und ihren geheimnißvollen Einfluß auf unsern Charakter und unsere Handlungen der Welt auch immer erscheinen mag, – in meines Herzens glühendstem Verlangen, mein Kind glücklich zu sehen, doch nicht mehr gewünscht, Gott ist mein Zeuge, als sein Haupt mit dem Ruhm und der Ehre zu krönen, welche ihm die Namen Georg oder Eduard verliehen haben würden.
Aber ach! setzte er hinzu, ihm ist das größte Uebel begegnet, und das muß ich nun mit dem größten Guten wieder auszugleichen suchen.
Bruder – ich will ihn Trismegistus taufen!
Wenn's nur hilft, erwiederte mein Onkel Toby und stand auf.
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Tristram Shandy
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