[122] Nun, es wird schon nach und nach zum Vorschein kommen. Vor der Hand freue ich mich nur darüber, daß ich nicht nöthig habe die Liebe zu definiren, und so lange, als ich meine Geschichte verständlich, mit schlichten Worten erzählen kann, ohne nöthig zu haben denselben einen andern Begriff unterzulegen, als den sie für alle Welt so gut wie für mich haben, warum sollte ich voreilig davon abgehen? – Aber wenn ich nicht weiter kann, wenn ich mich in diesen geheimnißvollen Irrgängen verrannt habe, dann wird mir natürlich meine Meinung zu Hülfe kommen und mich herausführen müssen.
Noch werde ich hoffentlich hinreichend verstanden werden,[122] wenn ich dem Leser mittheile, daß mein Onkel Toby in Liebe verfiel.
Der Ausdruck gefällt mir eigentlich nicht, denn wenn man sagt: ein Mensch verfällt in Liebe, oder er steckt tief in der Liebe, oder bis an die Ohren in Liebe, oder manchmal gar: er steckt bis über die Ohren in Liebe, so sagt man damit doch eigentlich, daß die Liebe etwas unter dem Menschen sei. Das kommt wieder auf die Ansicht Plato's heraus, die ich, mag er sonst auch noch so sehr Idealist sein, für verdammenswerth und ketzerisch halte. Doch das neben bei.
Mag Liebe sein, was sie will, mein Onkel Toby verliebte sich.
– Und ich fürchte, lieber Leser, es wäre dir bei gleicher Versuchung nicht anders ergangen, denn wohl nimmer erblickten deine Blicke, begehrten deine Begierden etwas Reizvolleres, als diese Wittwe Wadwan war.
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Tristram Shandy
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