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[66] Mein Vater schritt einmal durchs Zimmer, dann setzte er sich wieder und beendigte das Kapitel.
Die Hülfsverben, von denen hier die Rede ist, fuhr mein Vater fort, sind sein, haben, werden, mögen, sollen, wollen, lassen, dürfen, können, müssen und pflegen in den verschiedenen Zeiten der Gegenwart, Zukunft oder Vergangenheit und in Verbindung mit dem Verbum sehen angewandt. Als positive Frage: Ist es? Was ist es? Kann es sein? Konnte es sein? Mag es sein? Mochte es sein? – Als negative Frage: Ist es nicht? War es nicht? Soll es nicht sein? – Oder affirmativ: es ist – es war – es muß sein, – oder chronologisch: Ist es je gewesen? Kürzlich? Wie lange ist es her? – oder hypothetisch: Wenn es war? Wenn es nicht war? Was würde daraus folgen? Wenn die Franzosen die Engländer schlagen sollten? Wenn die Sonne aus dem Thierkreis treten würde?
Würde nun eines Kindes Gedächtniß durch den rechten Gebrauch und die rechte Anwendung dieser Formen geübt, fuhr mein Vater fort, so könnte keine Vorstellung in sein Gehirn eintreten, und wäre es auch noch so unfruchtbar, ohne eine unendliche Menge von Begriffen und Folgerungen daraus zu ziehen. – Habt Ihr schon einmal einen weißen Bären gesehen? rief mein Vater und kehrte sich rasch nach Trim um, der hinter seinem Stuhle stand. – Nein, Ew. Gnaden, erwiederte der Korporal. – Aber Ihr könntet darüber reden, Trim, sagte mein Vater, wenn es sein müßte? – Wie wäre denn das möglich, Bruder, sagte mein Onkel Toby, wenn er nie einen gesehen hat. – Das brauch' ich gerade, erwiederte mein Vater, Du sollst sehen, daß es möglich ist:
Ein weißer Bär! Sehr wohl, habe ich je einen gesehen?[66] Könnte ich jemals einen sehen? Werde ich jemals einen sehen? Dürfte ich jemals einen sehen? oder – sollte ich jemals einen sehen?
Ich wollte, ich hätte einen weißen Bären gesehen! (wie könnte ich mir sonst einen vorstellen?)
Sollte ich einen weißen Bären sehen, was würde ich dazu sagen? Wenn ich nie einen weißen Bären sehen sollte, was dann?
Wenn ich nie einen weißen Bären habe sehen können, sollen, dürfen, – habe ich vielleicht ein Fell von ihm gesehen? Habe ich einen abgebildet, geschildert gesehen? Habe ich je von einem geträumt?
Haben mein Vater, meine Mutter, mein Onkel, meine Tante, mein Bruder oder meine Schwestern je einen weißen Bären gesehen? Was würden sie darum geben? Wie würden sie sich dabei betragen? Wie würde der weiße Bär sich dabei betragen? Ist er wild? zahm? schrecklich? struppig? glatt?
Ist es der Mühe werth, einen weißen Bären zu sehen?
Oder eine weiße Bärin?
Ist es keine Sünde?
Ist es besser, als eine schwarze?
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Tristram Shandy
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