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[155] Ei! was für eine Strecke Landes ich hinter mir gelassen habe! um wie viel Grade ich der Sonne näher gekommen bin und wie viel herrliche und freundliche Städte ich gesehen habe, während Sie, Madame, diese Geschichte lasen und darüber nachdachten. Ich war in Fontainebleau, in Sens und Joigny, in Auxerre und in Dijon, der Hauptstadt von Burgund, in[155] Chalons und in Macon, der Hauptstadt der Maconaise, und noch in einem halben Schock anderer Städte, die auf dem Wege nach Lyon liegen, und jetzt, da ich nun durch alle gekommen bin, könnte ich Ihnen ebenso gut von so viel Städten im Monde etwas erzählen als von diesen. Also dies Kapitel wenigstens, wenn nicht auch noch das nächste, geht ganz verloren; ich kann's nicht ändern.
– Das ist aber eine sonderbare Geschichte, Tristram!
– Ach! Madame, hätte
ich von der Trübsal des Lebens, oder von dem Frieden der Demuth, oder von dem Glücke der Genügsamkeit gehandelt, so würde ich nicht belästigt worden sein; oder hätte ich über abstrakte Dinge, über Weisheit, Heiligkeit, Beschaulichkeit geschrieben, Stoffe, von denen sich des Menschen Geist (wenn er erst vom Leibe geschieden ist) in alle Ewigkeit nähren wird, gewiß, Sie würden sich besser angeregt fühlen.
– Ich wünschte, ich hätte sie nicht geschrieben, aber da ich nie etwas wieder ausstreiche, so müssen wir nun sehen, wie wir sie uns auf eine ehrliche Weise wieder aus dem Sinne bringen.
– Bitte – geben Sie mir einmal meine Narrenkappe her – ich fürchte, Sie sitzen darauf, Madame – sie liegt wahrscheinlich unter dem Kissen; – ich will sie aufsetzen.
– Mein Gott, Sie sitzt Ihnen ja bereits seit einer halben Stunde auf dem Kopfe?
– So? nun dann mag sie auch darauf sitzen bleiben, also
Lirum, larum, dideldei
und larum, lirum, deideldi,
und dideldum und deideldum
bim – bom – dideldum.
Jetzt, Madame, glaube ich, können wir fortfahren.
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Tristram Shandy
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