|
[263] Da es funfzig verschiedene Endzwecke giebt, weshalb eine Frau einen Mann nimmt, so wird sie damit anfangen, dieselben alle bei sich sogleich zu erwägen, von einander zu trennen, zu unterscheiden, welches der ihrige ist, hierauf durch Ueberlegung, Untersuchung, Beweisführung und Schlußfolgerung ausfindig machen und sich zu vergewissern suchen, ob der ihrige auch der rechte ist, und endlich wird sie bestrebt sein, ihn auf diesem oder jenem Wege leise zu fördern, um sich darüber ein Urtheil zu bilden, ob er auch erreichbar ist.
Das Bild, dessen sich Slawkenbergius im Anfange seiner dritten Dekade bedient, um diesen Hergang der Phantasie seines Lesers recht anschaulich zu machen, ist so lächerlich, daß die Ehrerbietung, die ich gegen das schöne Geschlecht hege, mir nicht erlaubt, es anzuführen – sonst aber ist Humor darin.
– Zuerst, sagt Slawkenbergius, bringt sie den Esel zum Stehen, und während sie den Halfter mit der linken Hand hält (damit er nicht fortläuft), greift sie mit ihrer Rechten in seinen Korb nach – Wonach?
Sie erfahren es darum nicht eher, sagt Slawkenbergius, wenn Sie mich unterbrechen.[263]
Ich habe nichts, gute Frau, als leere Flaschen, sagt der Esel.
Ich habe Kaldaunen geladen, sagt der zweite.
Und du bist nicht viel besser, sagt sie zum dritten, denn in deinen Körben find' ich nichts als Pumphosen und Schlappschuhe, und so geht sie zum vierten und fünften, zu einem nach dem andern, die ganze Reihe entlang, bis sie zu dem Esel kommt, der es trägt; – sie dreht den Korb um – sie sieht es an – sie betrachtet es – sie versucht es – mißt es – reckt es aus – macht es naß – trocknet es – probirt Kette und Einschlag mit den Zähnen –
Was? Wovon? um Christi willen.
Alle Gewalt auf Erden, antwortete Slawkenbergius, soll meiner Brust dies Geheimniß nicht entreißen.
Ausgewählte Ausgaben von
Tristram Shandy
|