Einhundertundneunundachtzigstes Kapitel.

[278] So kämpft es einen Augenblick in den feuchten Augenlidern eines Aprilmorgens; Bridget wußte nicht, ob sie weinen oder lachen sollte.

Sie ergriff ein Rollholz, – zehn gegen eins, sie hatte gelacht.

Sie legte es hin – und weinte. Wäre eine bittere Thräne darunter gewesen, sie würde des Korporals Herz mit Kummer darüber erfüllt haben, daß er sich dieses Beweises bedient hatte, – aber – Quart major gegen Terz – der Korporal verstand sich auf die Weiber besser als mein Onkel Toby, und deshalb ging er Mrs. Bridget folgendermaßen an:

– Ich weiß, Bridget, sagte er und gab ihr einen ehrerbietigen Kuß, daß Du von Natur ein gutes und bescheidenes Mädchen bist und ein viel zu edles Herz hast, als daß Du einen[278] Wurm kränken möchtest, viel weniger die Ehre eines so trefflichen und würdigen Mannes, wie mein Herr ist, und wenn Dich das zur Gräfin machen könnte; aber man hat Dich aufgehetzt, und wie das oft bei den Weibern der Fall ist, liebe Bridget, Du hast Dich dazu verleiten lassen, mehr Andern zu Liebe als Deiner selbst wegen.

Bridget schlug die Augen nieder.

Sage mir, sage mir also, meine liebe Bridget, fuhr der Korporal fort und faßte ihre Hand, die wie leblos herabhieng, wobei er ihr einen zweiten Kuß gab, wer hat Dich auf solchen Verdacht gebracht?

Bridget schluchzte ein paarmal – dann öffnete sie die Augen – der Korporal trocknete sie ihr mit dem Zipfel ihrer Schürze ab – dann öffnete sie ihr Herz und erzählte ihm Alles.

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 2, Leipzig, Wien [o. J.], S. 278-279.
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