Einhundertundsechsundsiebenzigstes Kapitel.

[257] Als mein Onkel Toby und der Korporal bis an das Ende der Allee marschirt waren, erinnerten sie sich, daß ihr Geschäft nach der andern Seite hin lag; sie machten also wieder Kehrt und gingen gerade auf Mrs. Wadmans Thür los.

Jetzt, Ew. Gnaden! sagte der Korporal, und legte die Hand an die Monterokappe, indem er an meinem Onkel Toby vorüberging, um an die Thür zu klopfen. – Mein Onkel Toby, der sonst immer eine Antwort für seinen treuen Diener hatte, erwiederte keine Silbe; er hatte augenscheinlich seine Gedanken noch nicht gesammelt und hätte gern noch eine Berathung gehalten. Während der Korporal die drei Stufen zur Thür hinanstieg, räusperte er sich zweimal; bei jedem Räuspern entwich ihm ein Theil seines bescheidenen Muthes und flüchtete zu dem Korporal; dieser blieb mit dem Thürhammer in der Hand eine volle Minute stehen, er wußte selbst nicht warum. Bridget stand drinnen auf der Lauer, Finger und Daumen auf der Klinke, starr vor Erwartung; Mrs. Wadman aber saß, bereit zum zweiten Male sich zu opfern, athemlos[257] hinter den Vorhängen ihres Schlafzimmers und bewachte ihre Annäherung.

– Trim! sagte mein Onkel Toby, – aber eben, als er das Wort aussprach, war die Minute verflossen und Trim ließ den Hammer fallen.

Mein Onkel Toby, der wohl sah, daß damit aller Hoffnung auf eine nochmalige Berathung der Kopf eingeschlagen war, pfiff den Lillabullero.

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 2, Leipzig, Wien [o. J.], S. 257-258.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Tristram Shandy
Leben und Meinungen von Tristram Shandy, Gentleman
Leben und Meinungen von Tristram Shandy, Gentleman: (Reihe Reclam)
Tristram Shandy
Leben und Meinungen von Tristram Shandy Gentleman (insel taschenbuch)
Leben und Meinungen von Tristram Shandy Gentleman (insel taschenbuch)