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[154] Alle Sünden, sagte die Aebtissin, die in ihres Herzens Angst zur Casuistik ihre Zuflucht nahm, sind, wie der Beichtvater unseres Klosters sagt, entweder Todsünden, oder Sünden, die vergeben werden können, andere giebt es nicht. Eine solche, die vergeben werden kann, ist die leichtere und geringere; theilt man sie noch, d.h. begeht man sie nur zur Hälfte und läßt die andere Hälfte unbegangen, – oder wird sie zwar ganz begangen, aber so, daß man sich mit einer andern Person freundschaftlich darein theilt, so ist sie fast gar keine Sünde mehr.[154]
Nun sehe ich keine Sünde darin, wenn ich hundertmal hinter einander bou, bou, bou, bou, bou sage; ebenso wenig schändlich ist es, die Silbe ger, ger, ger, ger, ger auszusprechen, und wenn man es von der Frühmette an bis zur Vesper thäte. – Darum, meine geliebte Tochter, fuhr die Aebtissin von Andouillet fort, will ich bou sagen und Du sage ger, und weil in fou nicht mehr Sünde steckt als in bou, so sage Du dann fou und ich falle (wie in unserer hora mit fa sol la re mi ut) mit ter ein. Damit schlug die Aebtissin den Grundton an und los ging's.
Aebtissin/Margarita
Bou – bou – bou –
– ger – ger – ger.
Margarita/Aebtissin
Fou – fou – fou –
– ter – ter – ter.
Die beiden Mäuler schlugen mit den Schwänzen den Takt dazu, – aber die Beine regten sie nicht.
Es wird schon helfen, sagte die Novize.
Aebtissin/Margarita
Bou – bou – bou – bou – bou – bou –
– ger – ger – ger – ger – ger – ger.
Noch stärker, rief Margarita:
Fou – fou – fou – fou – fou – fou –
fou – fou – fou –
Immer noch stärker, rief Margarita:
Bou – bou – bou – bou – bou – bou –
bou – bou – bou –
Noch, noch stärker – Gott sei mir gnädig! sagte die Aebtissin. – Sie verstehen uns nicht, rief Margarita. – Aber der Böse versteht uns, sagte die Aebtissin von Andouillet.
Ausgewählte Ausgaben von
Tristram Shandy
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