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[57] »Die beiden Ursachen, welche hauptsächlich dazu beitragen, unser Leben zu verkürzen«, sagt Verulam, »sind:
erstens der Geist in uns, der wie eine gelinde Flamme den Leib verzehrt, und zweitens die äußere Luft, welche den Leib zu Asche sengt; beide Feinde greifen unseren Leib von zwei Seiten an, zerstören unsere Organe und machen sie unfähig, die Lebensfunktionen auszuüben.«
Bei so bewandten Umständen ergiebt sich der Weg zur Langlebigkeit von selbst: um der Verwüstung, welche der Geist in uns anrichtet, entgegenzuarbeiten, ist nichts nöthig, sagt Se. Herrlichkeit, als daß man einestheils seine Substanz durch regelmäßigen Gebrauch von Opiaten verdickt, anderntheils seine Hitze dadurch mindert, daß man jeden Morgen vor dem Aufstehen drei und einen halben Gran Salpeter einnimmt.
Damit bliebe unser Leib noch den feindlichen Angriffen der äußern Luft ausgesetzt; diese wären durch regelmäßige Fetteinreibungen abzuwehren, wodurch die Poren so vollgetränkt würden, daß nichts hinein-noch herausdringen könnte. Diese Hemmung[57] der Ausdünstung erzeuge aber mancherlei andere Uebel; also seien regelmäßige Klystiere nöthig, um die überflüssigen Stoffe zu entfernen und das System vollständig zu machen.
Alles, was mein Vater über Lord Verulams Opiate, Salpeter, Fetteinreibungen und Klystiere zu sagen hatte, soll mitgetheilt werden, aber nicht heute und nicht morgen: die Zeit drängt, mein Leser wird ungeduldig, ich muß weiter. – Mag man's in Muße lesen, wenn die »Tristrapädie« gedruckt sein wird.
Hier sei es genug, wenn ich sage, daß mein Vater die Hypothese ganz und gar über den Haufen warf und an ihre Stelle – wie die Gelehrten wissen – seine eigene setzte.
Ausgewählte Ausgaben von
Tristram Shandy
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