|
[27] Uns, Jonathan, die wir nicht Sorge noch Mangel kennen, die wir im Dienste zweier der besten Herren leben (Se. Majestät Wilhelm III. ausgenommen, dem ich die Ehre hatte, in Irland und Flandern zu dienen), uns freilich dünkt es von Pfingsten bis drei Wochen vor Weihnachten nur eine kurze Zeit – so gut wie nichts; – aber für die, Jonathan, die wissen, was der Tod ist, was für Verheerung und Verwüstung er anrichten kann, eh' es dem Menschen gelingt, sich aus dem Staube zu machen, für die ist es eine lange, lange Zeit! O, Jonathan, – eines wohlgesinnten Mannes Herz möchte bluten, wenn er bedenkt, wie mancher brave, hochherzige Bursche (hier stand er kerzengerade) in dieser Zeit ins Grab gestiegen ist! Und glaube mir, Suschen, setzte[27] der Korporal hinzu, indem er sich zu Susanna wandte, deren Augen in Thränen schwammen, ehe jene Zeit wiederkehrt, wird manch strahlendes Auge erloschen sein. – Susanna that das hin, wohin es gehörte, – sie weinte, aber sie vergaß auch nicht, einen Knix zu machen. – Sind wir nicht, fuhr Trim fort und sah immer noch nach Susanna hin, – sind wir nicht wie die Blume des Feldes? – Je eine Thräne des Stolzes zwischen zwei Thränen der Demuth – anders wäre Susanna's Betrübniß nicht zu beschreiben gewesen. – Ist nicht alles Fleisch Gras? ist es nicht Staub – Koth? – Alle sahen das Küchenmensch an; sie hatte eben den Fischkessel gescheuert. – Das war nicht hübsch! –
Was ist das herrlichste Antlitz, auf dem eines Menschen Auge je geruht? – Ich könnte Trim immer so zuhören, rief Susanna. – Was ist es? (Susanna legte die Hand auf Trims Schulter) – Verwesung! – Susanna zog sie zurück.
Wahrlich, wahrlich, ich liebe Euch deswegen, – diese wundervolle Mischung macht Euch ja eben zu den lieben Geschöpfen, die Ihr seid. Wer Euch deshalb haßt, von dem kann ich nur sagen, daß er entweder einen Kürbiß statt eines Kopfes, oder einen Tannenzapfen an Stelle des Herzens haben muß; sollte er secirt werden, so würde sich das unfehlbar zeigen.
Ausgewählte Ausgaben von
Tristram Shandy
|