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[89] Le Fever war gerade zu rechter Zeit bei der kaiserlichen Armee eingetroffen, um bei der Niederlage der Türken vor Belgrad seinen Degen zu versuchen; aber von da an hatte ihn allerhand unverdientes Mißgeschick verfolgt und war vier Jahre lang nicht von seinen Fersen gewichen. Er hatte den Schlägen des Schicksals ruhig Widerstand geleistet, bis er in Marseille erkrankte, von wo er meinem Onkel Toby schrieb, daß er seine Zeit, seinen Dienst, seine Gesundheit, kurz All es verloren habe, nur nicht seinen Degen, und nun auf das erste Schiff warte, um zu ihm zurückzukehren. –
Dieser Brief war ohngefähr sechs Wochen vor Susanna's Unfall eingetroffen, und Le Fever wurde nun stündlich erwartet. Die ganze Zeit über, während mein Vater die Schilderung von dem Erzieher, wie er ihn für mich wünsche, machte, hatte er meinem Onkel im Sinne gelegen; da er aber meines Vaters Ansprüche zuerst für übertrieben hielt, so hatte er Le Fevers Namen nicht nennen mögen, bis es durch Yoricks Einmischung unerwarteter Weise dahin ausschlug, daß der Erzieher ein sanftmüthiger, edelgesinnter und guter Mensch sein müsse. Da kehrte[89] der Gedanke an Le Fever so heftig zurück, die Theilnahme für ihn wurde in meinem Onkel Toby so stark, daß er augenblicklich vom Stuhle aufstand, seine Pfeife hinlegte, um meinen Vater bei beiden Händen fassen zu können, und ausrief: Lieber Bruder Shandy, dann laß, ich bitte, des armen Le Fever Sohn Dir empfohlen sein. – Ja, bitte, thun Sie's, fügte Yorick hinzu. – Er hat ein gutes Herz, sagte mein Onkel Toby – Und Courage, Ew. Gnaden, sagte der Korporal. –
Die besten Herzen sind auch die unerschrockensten, Trim, erwiederte mein Onkel Toby. – Und die in unserm Regimente keine Courage hatten, Ew. Gnaden, das waren auch die größten Schurken. Da war Sergeant Kumber, und Fähnrich –
Davon wollen wir ein anderes Mal sprechen, sagte mein Vater.
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Tristram Shandy
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