Zweiundachtzigstes Kapitel.

[124] Da Susanna von ihrer Freundin Mrs. Bridget schon vierzehn Tage früher, als mein Onkel Toby nur daran dachte, durch einen Expressen war unterrichtet worden, daß er in ihre Herrin verliebt sei, und Susanna die Nachricht sofort an meine Mutter weiter gab, so hat mir das Gelegenheit verschafft, meines Onkels Liebschaft vierzehn Tage vor ihrem wirklichen Anfang anzufangen.

Ich habe eine Neuigkeit, lieber Mann, sagte meine Mutter, die Dich sehr überraschen wird.

Mein Vater hielt in diesem Augenblicke grade eines seiner zweiten lits de justice ab und grübelte über die Beschwerden des ehelichen Standes, als meine Mutter das Schweigen brach.

Schwager Toby, sagte sie, wird sich mit Mrs. Wadman verheirathen. – Dann wird er, sagte mein Vater, in seinem Bette nie mehr die Diagonale ziehen können.

Es war ein alter Aerger meines Vaters, daß meine Mutter, wenn sie etwas nicht verstand, niemals fragte. – Sie hat keine Schulbildung, pflegte er zu sagen, das ist ihr Unglück, – aber sie könnte doch fragen.

Meine Mutter that es einmal nicht. Sie schied von der Erde, ohne zu wissen, ob dieselbe sich drehe oder stillstände. Mein Vater hat es ihr freilich tausendmal gesagt, aber sie hatte es immer wieder vergessen.

Deshalb kam es in einem Gespräche mit ihr selten weiter als zu einer Aeußerung, – einer Antwort, – und dann noch zu einer Erwiederung; darauf trat gewöhnlich eine Pause von einigen Minuten ein (wie in dem Fall wegen der Hosen) und dann ging es wieder weiter.[124]

– Wenn er heirathet, so ist das für uns nicht gut, sagte meine Mutter.

– Was weiter? sagte mein Vater, ob er sein Vermögen nun so oder so los wird.

– Freilich, sagte meine Mutter; damit war die Aeußerung, Antwort und Erwiederung, von der ich eben sprach, wieder einmal fertig.

– Es wird eine Zerstreuung für ihn sein, sagte mein Vater.

– Eine große, sagte meine Mutter, wenn er Kinder haben wird.

– Gott sei mir gnädig! sagte mein Vater bei sich – * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 2, Leipzig, Wien [o. J.], S. 124-125.
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