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[352] Einst jagte Graf Anton Günther auf dem Ammerlande und stieß auf einen Ostfriesen, der sich über die Grenze gewagt hatte, um sich als Wilddieb einen guten Tagelohn zu verdienen. Entrüstet über die Frechheit befahl der Graf sofort seinem Wildmeister, dem Frevler eine Kugel bei den Ohren hinsausen zu lassen. Der Diener gehorchte. Aber statt fortzulaufen, wie erwartet wurde, drehte der Wilddieb sich langsam herum, legte an und schoß des Wildmeisters Pferde einen Zügel ab. Verwundert, aber schnell gefaßt, sprach jetzt der Graf: »Nu snyd den Slüngel man gau en Knoop ut 't Wamms,« und reichte dem Jäger seine eigene Büchse, die mit einer Freikugel geladen war. Im Augenblick flog von des Wildschützen Rocke ein Knopf so glatt weg, als wäre er abgeschnitten. Mit gegenseitigem Respekt und in größter Ruhe entfernten sich dann beide Teile. (Wiefelstede.)

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CCCLII352.
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