t.

[411] Ein geschickter Schütze von Westerholtsfelde, Ksp. Wiefelstede, ein Wilddieb, begab sich eines Morgens zeitig auf die Wildbahn und traf bald auf einem Ackerfelde einen feisten Hasen an, der ihn ganz nahe herankommen ließ, ohne wegzulaufen. Er machte sich schußfertig, drückte aber nicht ab, weil es ihn befremdete, daß das Tier so ruhig sitzen blieb. Er ging nahe hinzu, und der Hase begab sich ganz langsam auf das nächste Ackerstück, wo er sich wieder setzte. So folgte der Jäger ihm über mehrere Stücke, bis es dem Tiere endlich gefiel, fortzulaufen. Kaum war das Tier in Schußweite, als der Jäger ihm eine volle Ladung nachsendete und es zu Boden streckte. Rasch eilte er hin, um seine Beute in Empfang zu nehmen, aber die war nirgends zu finden, und er mußte unverrichteter Sache nach Hause gehen. Nach einigen Stunden[411] aber hörte er, daß ein ihm wohlbekannter Mann aus der Nachbarschaft sich schwer verwundet in sein Haus geschleppt habe und auch bereits verstorben sei.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDXI411-CDXII412.
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