b.

[442] Ein Heuermann zu Lohausen, Ksp. Holdorf, ritt mit einem Sacke zur Mühle, da begegnete ihm ein Unbekannter und strich mit der Hand dem Pferde über den Rücken. Als der Heuermann nachher zurückritt, stürzte sein Pferd und krepierte. Der »Filler,« dem das tote Tier übergeben ward, sagte, er wolle es wohl herauskriegen, wer dem Pferde das angetan habe; der Eigentümer solle nur einen Feuerstahl auf das Pferd legen, während er es aufschneide, dadurch werde verhütet, daß das Böse entweiche. Dann solle er mit dem Herzen des Pferdes nach Hause gehen, die Tür fest schließen und das Herz kochen; dann werde der, der es dem Pferde angetan, schon zum Vorschein kommen. Der Mann befolgte den Rat. Als er das Pferdeherz im Wasserkessel auf dem Feuer hat, hört er bald, noch ehe das Wasser recht ins Kochen gekommen ist, jemand stöhnen und um's Haus herumgehen, der vergeblich durch die verschlossene Tür einzudringen sucht; und je stärker das Wasser ins Wallen kommt, desto ängstlicher wird das Stöhnen und desto lauter das Heulen draußen. Der Mann wird aber bald von Mitleid bewegt; er mag das Heulen nicht mehr hören und setzt das Herz vom Feuer ab, noch ehe es recht gekocht ist. Aber der andere soll doch bald darauf gestorben sein.

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Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDXLII442.
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