116.

[103] Wenn nach einer Trauung das junge Paar die Schwelle überschreitet, wird dem Manne ein Glas mit Wein oder Branntwein überreicht. Der Mann trinkt halb aus und überreicht das Glas der Frau, die den Rest austrinkt und das Glas über den Kopf hinter sich wirft. Zerbricht das Glas, so bedeutet dies Glück, bleibt es ganz, Unglück für die Ehe. (Teile des Münsterlandes: Lindern, Löningen, Lastrup. Der alte Brauch ist jetzt unbekannt. Es wird gesagt, blieb das Glas beim fallen zufällig heil, dann hätten es die dem Brautpaar folgenden Trauzeugen zertreten). – Zu der Pfingstfeier im Dinklageschen Kreise (317) ließ der Bauer, dem für[103] das Jahr die Bewirtung oblag, durch seinen Knecht die Leute einladen. Der Knecht erschien zu Pferde; Pferd und Mütze waren mit Flittergold und bunten Bändern verziert. Hatte er seine Einladung vorgebracht, so erhielt er einen Schnaps. Das Schnapsglas wurde, wenn es geleert war, über den Kopf geworfen. Wo es möglich war, ritt der Knecht um die Feuerstelle. – Allgemein ist, daß nach einer Hausrichtung (oder Haushebung, d.i. nach dem Aufsetzen des Dachgezimmers) der Altgesell auf der Spitze des Daches eine Ansprache hält, dann ein Glas Wein oder Branntwein leert und das Glas hinter sich in das Haus wirft. Zerbricht das Glas, so bedeutet dies Glück – und umgekehrt. Im Saterlande warf der Zimmermann ehedem eine geleerte Kanne hinab; fiel die Öffnung nach oben, so bedeutete dies Glück, fiel sie nach unten, Unglück. (468).

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CIII103-CIV104.
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