n.

[261] Vor langer Zeit ist zu Badbergen bei Quakenbrück ein Mann gestorben, der nichts geglaubt und ruchlos gelebt hatte. Auf Zeichen des Himmels – so sind ihm einmal die Pferde vorm Wagen vom Blitze erschlagen – hatte er nicht geachtet. Darum mußte er nach seinem Tode spuken. Als glühende Gestalt hat er die Leute im Hause erschreckt, sodaß man, um Ruhe zu haben, einen Pater von Vechta hat kommen lassen. Nachdem dieser den Geist glücklich gebannt, hat er die beiden Söhne gefragt, ob sie den Geist sehen wollten, was der eine abgelehnt, der andere aber gewünscht hat. Der Pater hat diesem den Geist gezeigt. Das ist aber sehr unvorsichtig von ihm gewesen, denn dadurch ist der Geist wieder so mächtig geworden, daß er nur dann erst wieder gebändigt werden konnte, als ihm der Pater versprochen, daß er sich jedes Jahr um eines Hahnenschrittes Länge dem Hause wieder nähern dürfe. Um die Rückkehr aber möglichst lange hinauszuschieben, hat ihn der Pater auf einen Wagen gesetzt und weit weg in die Sager Heide gebannt. Nur die Rücksicht auf die schwangeren Weiber hat den Pater, wie er selbst gesagt, abgehalten, bei der Fahrt durch Dinklage den Geist in seiner ganzen abscheulichen Gestalt sehen zu lassen. Das Haus aber, wo der[261] Geist gespukt hat, ist von den Söhnen abgebrochen und auf einer anderen Stelle wieder aufgebaut worden, damit der Geist wenn er wieder kommt, nur auf der alten Baustelle, nicht in dem neuen Hause, spuken kann.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CCLXI261-CCLXII262.
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