b.

[467] Einst sahen mehrere Schlengenleute, die bei Hooksiel, Ksp. Pakens, früh morgens hinter dem Deiche an der Arbeit[467] waren, ein wunderliches Fahrzeug, mit zwei Frauen besetzt, von Butjadingen her über die Jade herüberkommen. Das Fahrzeug war ein großes Sieb, und statt der Ruder dienten zwei Rippen einer Kuh. Als die Frauen landeten, verbargen sie Schiff und Ruder hinter einer Schlenge und begaben sich zu Fuß nach Hooksiel. Als sie fort waren nahmen die Schlengenleute Fahrzeug und Ruder, versteckten sie und gingen wieder an die Arbeit. Nicht lange, so kamen die Hexen zurück und wollten wieder in ihr Fahrzeug. Als sie es nicht fanden, erschraken sie sehr, erhoben ein lautes Geschrei und riefen immer: »Min Siffie, min Riffie!« und suchten und suchten. Endlich fühlten die Arbeiter Mitleid und gaben Sieb und Rippen heraus. Schnell bestiegen die Frauen ihr Schiff und waren in wenigen Augenblicken nach Butjadingen zu verschwunden. – Auch im Wüstenlande hat man eine Walriderske in einem Siebe (»innen Seef«) über die überschwemmte Blankenburger Mark nach dem Brokdeiche fahren sehen.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDLXVII467-CDLXVIII468.
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