b.

[473] Ein Mann in Varnhorn, Ksp. Visbek, hatte immer des Nachts die Walridersken. Er hörte sie oft kommen, und doch konnte er sie nicht abwehren. Zwar nahm er stets einen Stock mit sich, aber wenn er mit demselben um sich schlug, fiel sie mit einemmale auf ihn, und er konnte sich nicht rühren noch regen. Da nahm er eines Abends eine Hechel und band sie auf die Brust, damit, wenn sie auf ihn falle, sie in die spitzen Zinken falle; er meinte, dann solle sie es wohl nachlassen.[473] Als sie nun aber wiederkam, war die Hechel umgedreht und stach ihn in die Brust, daß es ihn jämmerlich schmerzte. Als er nun Tags darauf einer Nachbarin klagte, wie es ihm ergangen, und wie er sich vor der Walridersken nicht retten könne, riet ihm die Nachbarin, er solle nur abends aufpassen, und wenn er merke, daß etwas komme, dann solle er rufen: »Ich wünsche, daß du alle Nacht auf einem Besenstiel reiten müßtest.« Als er nun am Abend vermutete, daß die Walriderske in der Stube sei, rief er schnell: »Ich wünsche, daß du alle Nächte auf dem höchsten Mastbaum, welcher in der See ist, reiten müßtest!« Da hörte er eine jammernde Stimme, welche klagte: »O was hast du mich angeführt!« Nachher ist die Walriderske nie wieder gekommen.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDLXXIII473-CDLXXIV474.
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