k.

[477] Ein junger unverheirateter Mann wurde fast allnächtlich von Walridersken geplagt, so daß er sich nicht rühren konnte und beim Erwachen wie im Schweiße gebadet war. Da sagte man ihm, die Walridersken kämen durch das Schlüsselloch in die Kammer und könnten sich nur durch dasselbe Loch wieder entfernen, durch das sie gekommen seien. Er möge also vor dem Schlüsselloche eine Falle anbringen mit einer Schnur nach seinem Bette, und wie er einen Anfall spüre, das Schlüsselloch durch Anziehen der Schnur schließen, dann habe er die Walriderske gefangen. Der junge Mann befolgte den Rat und richtete die Klappe ein, nahm auch die Schnur mit zu Bette. Als er nun in der Nacht wieder einen Anfall hatte, und eben die Kraft gewann, zog er die Schnur an, die Klappe fiel vor das Schlüsselloch, und er blieb den übrigen Teil der Nacht unbelästigt. Am andern Morgen saß zu seinen Füßen auf der Bettstelle ein junges hübsches Mädchen, das behielt er bei sich, nahm sie zur Frau und zeugte mit ihr zwei Kinder. Oft suchte die Frau den Mann zu bewegen, daß er die Klappe von dem Schlüsselloch abnehme, aber er widerstand ihr. Als aber die Kinder etwas herangewachsen waren, brachte sie es mit deren Hilfe dahin, daß das Schlüsselloch frei wurde. Am andern Morgen, nachdem dies geschehen, war sie verschwunden. Einen Brief ließ sie zurück, darin schrieb sie, sie habe noch[477] einen andern Mann und habe fünf Kinder von ihm, zu dem müsse sie zurückkehren. Die beiden Kinder blieben bei ihrem Vater und jeden Sonntagmorgen lagen vor ihren Betten zwei reine Hemden, und niemand wußte, woher die Hemden kamen. (Rastede.)

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDLXXVII477-CDLXXVIII478.
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