m.

[281] In der Gegend von Cloppenburg ging vor vielen Jahren ein Unterförster mit seinem Sohne im Frühjahr abends nach den Tannenkämpen, um Spreen (Stare) zu fangen, welche dort übernachteten. Es ging das Gerede, daß es im Tannenkamp nicht richtig sei, denn es hatten dort mehrere eine Stimme rufen hören, auch der Vater hatte sie früher schon gehört, dessen aber nicht geachtet. Als sie nun an einem Abend da waren, hörte der Sohn etwas rufen. Er sagte es dem Vater, und wie sie jetzt horchten, kam es näher. Da sagte der Vater zu seinem Sohne: »Komm, laß uns gehen.« Der Sohn aber antwortete: »Nein, erst wollen wir sehen, wer es ist; ich fürchte mich nicht, wir haben ja beide Gewehre, und wenn es zu nahe kommt, schieß ich darauf.« Aber der Vater sagte, das solle er nicht tun, sondern nur eilen, daß sie aus dem Tannenkampe kämen; allein der Sohn wollte nicht. Die Stimme kam jetzt ganz nahe, und der Vater lief, um aus den Tannen zu kommen. Der Sohn blieb stehen, nahm seine Doppelflinte schußfertig zur Hand und sagte: »Nun will ich mal sehen, was ich damit zu tun habe.« Der Vater rief nochmals zurück, er solle doch nicht schießen, aber der Sohn achtete des nicht, sondern sowie es bei ihm kam, legte er an und schoß. Aber auf einmal hörte der Vater ein Geschrei, der[281] Sohn kam gelaufen, und wie er seinen Vater erreichte, fiel er in Ohnmacht und sprach weiter kein Wort. Der Vater langte mit vielen Mühen mit ihm zu Hause an und schickte zugleich zum Arzt, aber der Sohn starb noch in derselben Nacht und hat kein Wort mehr sprechen können. Also hat niemand erfahren, was er gesehen, oder was ihm begegnet.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CCLXXXI281-CCLXXXII282.
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