i.

[327] Am Fußwege von Edewecht nach Osterscheps, nicht weit von letzterem Orte, ist eine Stelle, die heißt de Schatt, weil ein Schatz dort vergraben ist. Es steht ein Speicher darauf. Einstmals waren zwei darüber aus, den Schatz zu heben, und fingen an zu graben. Sie wußten, daß das Werk nur gelingen könne, wenn kein Wort dabei gesagt würde, und hüteten sich wohl, den Mund zum Sprechen aufzutun. Schon fühlten sie etwas Hartes unter ihren Spaten, da sahen sie ein sonderbares Gefährt herankommen. Vor einem Wagen ging ein Pferd mit einem Reiter, vor diesem war ein Hahn eingespannt. Der Reiter aber war eben so viel auf der Erde wie auf dem Pferde. Er sprang ab und setzte dem Pferde den rechten Vorderfuß vor, saß wieder auf, und das Pferd zog den linken Hinterfuß nach. Dann saß der Reiter ab und setzte dem Pferde den linken Vorderfuß vor, saß auf, und das Pferd zog den rechten Hinterfuß nach. So ging es fort, und man kann sich denken, daß es nicht rasch ging. Darum rief auch der eine der Schatzgräber: »Du dumme Kärl, wenn du doch dat Pärd een Been voert anner setten mußt, denn schustu ok man lewer glieks unnen bliwen!« Da verschwand die Erscheinung, aber auch der Schatz war verschwunden, und ihr Graben half ihnen nichts mehr.

Vgl. noch 505d. o. 508 f.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CCCXXVII327.
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