i.

[148] Ein fünfzehnjähriges Mädchen aus Rodenkirchen besuchte ihre Verwandten im Kirchspiel Eckwarden. Als sie ihren Rückweg antrat, fing es bereits an, dunkel zu werden. Bei Eckwarderhörn ging sie auf den Deich, um von da aus über Stollhamm nach Hause zu wandern. Auf der Deichkappe angelangt, sah sie den Augustgroden, soweit sie sehen konnte, von Kriegsvolk wimmeln, und immer landeten noch mehr Truppen; auf der Jade schwammen Böte und weiter nach der Mitte zu mehrere große Schiffe. Als sie ihren Weg fortsetzte, bemerkte sie einen Reiter neben sich, welcher ihr immer zur Seite blieb. Das Mädchen achtete nicht weiter auf ihn. Als es aber die rote Brücke betrat, war der Reiter verschwunden. Bis jetzt war die Wanderin ruhig gewesen; als aber der Reiter neben ihr verschwand, schauderte ihr die Haut und von Schrecken erfaßt, eilte sie weiter. Zu Hause angekommen, sank sie in Ohnmacht,[148] und als sie aus dieser erwachte, erzählte sie kurz das von ihr Gesehene, fiel alsdann in ein hitziges Fieber und war in wenigen Stunden tot.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CXLVIII148-CXLIX149.
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