d.

[183] Ich besuchte das Gymnasium in Osnabrück und verbrachte wie gewöhnlich die Ferien zu Hause. Eines Tages[183] sagte meine Schwester: »Du wirst zu ungewöhnlicher Zeit, wenn keine Ferien sind, zu Hause kommen, zur Nachtzeit an mein Kammerfenster treten und mich wecken.« Ich lag wieder meinen Studien ob, da brachen in dem Hause, wo ich wohnte, die Blattern aus, und wir Schüler wurden vor der Zeit in die Heimat entlassen. Das Taschengeld war stark auf die Neige gegangen und ich ging zu Fuß nach Quakenbrück, um von dort mit der Post in die Heimat zu fahren, verfehlte jedoch den Anschluß, mußte die Fußreise fortsetzen und kam nach Mitternacht zu Hause. Mir war schon unterwegs die Prophezeiung meiner Schwester eingefallen und ich beschloß, nicht sie, sondern einen Bekannten, der im Elternhause schlief, zu wecken. Zufällig hatte dieser kurz vorher seinen Schlafraum mit dem meiner Schwester gewechselt, und so weckte ich die, die ich nicht wecken wollte (Löningen.)

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CLXXXIII183-CLXXXIV184.
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