a.

[265] Im Kirchspiel Edewecht waren früher sieben Edelleute, nämlich zu Jeddeloh, zu Aschwede und[265] auf den jetzigen Hausmannsstellen von zwei Büntings, von Borchers, Jüchter und Bunnies (ehem. Vielleis). Die Edelleute sollten das Land und zunächst das Kirchspiel gegen die Münsterschen verteidigen, welche nicht selten über das Moor herüberkamen und im Ammerlande plünderten und brandschatzten. Namentlich machten sich die von Bösel, die am nächsten wohnten, gefährlich. Einst war der Junker zu Jeddeloh mit seinen beiden Knappen, deren einer zu Vegesack wohnte, nach Edewecht zur Kirche gegangen, und seine Frau war allein zu Hause zurückgeblieben. Plötzlich erschienen die Böseler zu Jeddeloh und überfielen das Haus. Des Junkers Frau war eine kluge Frau und sagte zu den Böselern: »Ich sehe wohl, daß ich in eurer Macht bin, was sollte ich einzelne Frau gegen so viel Männer? darum ist es am besten, ich gebe in Güte her, was ich habe, und zuerst will ich euch Essen und Trinken geben.« Dann holte sie herbei, was das Haus vermochte, und richtete den Böselern im Unterschlage eine Mahlzeit an. Während sie aber geschäftig die Feinde bediente, die von dem langen ermüdenden Marsche sehr hungrig geworden waren, trug sie die Gewehre derselben, die zerstreut hie und da angelehnt waren, nacheinander, als ob sie ihr im Wege ständen, zusammen und stellte sie an die Kellertür. Als sie dort alle beisammen hatte, stieß sie wie zufällig an die Kellertür, sämtliche Gewehre fielen in den Keller, die Tür fiel gleichfalls zu, und der Riegel sprang ein. »Na, da muß ich doch gleich den Schlüssel holen,« sagte sie und fuhr fort, die Gäste zu bedienen. Als diese im besten Schmausen waren, begab sie sich ruhig in die Stube, dann aber in aller Eile sprang sie durchs Fenster und lief, was sie laufen konnte, nach Edewecht, um den Überfall zu verkünden. Dort waren, durch den Gottesdienst herbeigeführt, grade sämtliche Edelleute und Knappen am Platze, und alle eilten schleunigst nach Jeddeloh. Das Haus wurde umzingelt, und die Feinde, welche sich noch nicht um ihre Waffen bekümmert hatten und sich kaum wehren konnten, bis auf den letzten Mann niedergemacht. Nur einer der Böseler, ein ganz junger Mann und kaum den Knabenjahren entwachsen, entsprang und flüchtete sich auf das Moor nach der Vehne zu, von dem Knappen von Vegesack verfolgt. In der Todesangst sprang er in die Vehne und versteckte seinen Kopf unter ein Könkenblatt (Blatt der nymphaea). Zuletzt, mochte er entdeckt sein oder die Entdeckung erwarten, fing er an, den Knappen[266] zu bitten, er möge ihm doch sein junges Leben lassen; er habe den Ammerschen noch nie ein Leid zugefügt, sei heute zum erstenmale mitgezogen und wolle nie wieder an einem solchen Zuge teilnehmen. Aber all sein Bitten half ihm nichts. »Ah wat«, sagte der Knappe von Vegesack:


»Eier in de Pann,

So kamt der kin Küken van!«


und schoß ihm eine Kugel in den Kopf.

Über die Zehntlieferung der Osterschepser an den Prediger zu Wiefelstede: 505l. Am Wege nach Osterscheps liegt eine Schatzstelle: 197i.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 265-267.
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