g.

[363] Vor etwa 300 Jahren, als die Mansfelder in Ostfriesland waren, machten sie manchmal einen Ausfall nach dem Saterlande, und wenn sie sonst nichts fanden, was des Mitnehmens wert war, schleppten sie wohl Männer weg, von denen sie vermuteten, daß sie Geld im Hause hätten, und schrieben dann, wie viel es kosten müsse, daß sie wieder los kämen; sonst mußten sie sitzen und erhielten noch alle Tage Schläge dazu. In solcher Art kamen auch einst zwei Mansfelder nach Scharrel in Meyers Haus, das damals das einzige Wirtshaus war, und es saß gerade der ganze Feuerherd voll von Leuten, die ihr Bier dort tranken. Als die Gäste die Soldaten kommen sahen, schlichen sie sich alle einzeln, einer nach dem andern, aus dem Hause fort und ließen Meyers Hinrich mit seiner Frau allein bei den Mansfeldern im Hause. Nun hatten die Mansfelder auch Durst und tranken Bier aus zinnernen Kannen, die oben etwas enger waren als unten und damals Klippen hießen. Meyers hatten damals gutes Bier, darum saßen die Mansfelder länger und tranken mehr Bier als sonst wohl, und die Frau fand Zeit, jedesmal, wenn sie in den Verschlag ging, wo das Bierfaß lag, und wo auch die Mansfelder ihre Gewehre hingestellt hatten, einen Stein von einem Ge wehr-Schlosse abzuschrauben und rief dies ihrem Mann auf satersch zu: »Ik sgruwe elkemal wann ik bjor halje, un[363] stän von 't ror, was man nit bong.« Als sie die Steine herunter hatte, sagte sie: »Hinnerk, ik hebbe se der o (ab)!« Nun sollte es auf den Abzug gehen, und einer von den Mansfeldern trank Hinrich noch einmal zu und sprach: »Prost Hinrich! trinke noch ein Viertel aus der Klippe, wir müssen jetzt aufbrechen, und dann mache dich bereit mitzugehen.« Hinrich trank noch einmal tüchtig und schlug mit der Klippe den einen links, den andern rechts, daß die beiden neben ihm zur Erde stürzten. Die Soldaten sprangen wieder auf und griffen nach den Gewehren, aber klick, klick! machte es, und kein Schuß wollte heraus. Derweil griff Hinrich einen der Dreschflegel, die in der Nähe hingen, sprang vor die Soldaten und rief: »Der erste, der sich rührt, ist des Todes!« Als die Soldaten merkten, daß sie nichts gegen ihn ausrichten konnten, hielten sie Ruhe, und es blieb ihnen nichts übrig, als sich gefangen zu geben. Als die Scharreler Gäste, die sich weggeschlichen hatten, durchs Fenster sahen, daß Hinrich der Mansfelder Meister war, kamen sie auch und wollten ihm helfen, aber Hinrich schalt sie tüchtig aus und sprach: »Ihr bangen Teufel, nun kommt ihr, da ich keiner Hülfe mehr bedarf; das macht mir nicht mehr aus als ein Haar auf dem Kopf, oder ich schlage euch in einander wie alt Eisen; aber doch, ihr könnt mir noch helfen, wir binden ihnen Hände und Füße zusammen, und dann sollen sie zum Gerichte nach Cloppenburg gebracht werden«. Und das taten sie. Was aber aus den Mansfeldern geworden ist, weiß man nicht. Einige sagen, sie seien geköpft, andere, sie hätten die Richter bestochen, und die hätten sie laufen lassen.

Vgl. 507a.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 363-364.
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