e.

[427] Einmal machten die Hauwieker einen Brunnen. Als derselbe fertig war, lag ihnen der große herausgebrachte Haufen Erde im Wege. Einer schlug vor, ein großes Loch zu graben und die Erde hinein zu werfen. Sie taten es, aber als sie damit fertig waren, lag nur noch mehr Erde da. Da sagte Jan, sie hätten das Loch zu klein gemacht, es hätte noch einmal so groß sein müssen. – Jetzt wollten sie die Tiefe des Brunnens messen. Es wurde eine Stange quer über den Brunnen gelegt, und ein handfester Kerl hängte sich mit beiden Händen daran. An dessen Füße hängte sich ein zweiter und so fort, bis man die Oberfläche des Wassers erreichte. Aber dem obersten wollten die Hände nicht mehr an der Stange haften. Er rief daher: »Jungens, holt jo fast, ick will man äben in de Hanne speen.« Plumps lagen alle im Brunnen. – Später hatten sie was (einen Schlüssel?) in den Brunnen fallen lassen. Darum banden sie einem ein langes Tau um den Hals und ließen ihn in den Brunnen hinab, damit er das Verlorene auffische. Aber als sie ihn nach kurzer Weile wieder heraufzogen, war er tot, und die Zunge hing ihm aus dem Halse. Als die Hauwieker das sahen, riefen sie erfreut: »he hett 'n oder he wett 'n«. – Einmal hielten die Wilsener Rat, wie sie das Moos vom Turmhelm wegbringen könnten. Sie kamen zu dem Entschluß, einen Ochsen hinaufzuziehen, der das Moos fressen sollte. Gesagt, getan. Ein Ochs wurde herbeigeschafft, man legte ihm ein Tau um den Hals und zog ihn hinauf. Als Öchslein oben beim Moos angelangt war, hing ihm die Zunge aus dem Halse und die Untenstehenden riefen: »Süh, he frett all.« (Löningen.)

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 427.
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